USA vs. Iran: Kriegstrommeln und viele Fronten

USA vs. Iran: Kriegstrommeln und viele Fronten
Trump schoss vor der UNO scharf gegen Teheran – im Mittleren Osten gibt es viele mögliche Konfliktpunkte.

„Die iranischen Führer säen Chaos, Tod und Zerstörung. Sie respektierten weder Grenzen noch ihre Nachbarn“, tönte US-Präsident Donald Trump auf der UN-Generalversammlung in New York in Richtung Teheran. Bundespräsident Alexander van der Bellen gewann darauf den Eindruck, dass Trump „einen Krieg gegen den Iran früher oder später ins Auge fasst“.

Tatsächlich finden sich im Nahen und Mittleren Osten immer mehr potenzielle Konfliktpunkte zwischen den USA und dem Iran – die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Sanktionen einmal beiseite gelassen.

In Bahrain wurden am Dienstag 169 Menschen angeklagt, die zusammen mit iranischen Geheimdiensten an der Gründung der „ Hisbollah in Bahrain“ arbeiten sollen. 111 befinden sich in Haft, einige sollen gar durch iranische Hilfe eine Ausbildung an Waffen und Sprengsätzen erhalten haben. Das sunnitisch regierte Land ist mehrheitlich schiitisch bevölkert. 2011 ließ das Königshaus mit saudischer Hilfe Proteste brutal niederschlagen.

In Bahrain ist unter anderem die Fünfte US-Flotte stationiert – eine der wichtigsten US-Marineeinheiten in der Region. Sollte es in dem Golfstaat zu einer Krise oder gar zu einem Bürgerkrieg kommen, wäre US-Militär stark gefährdet.

Lautes Säbelrasseln

Im Libanon sitzt die mit Teheran eng verbündete Hisbollah fest im Sattel – bei den Wahlen im Mai konnte die „Partei Gottes“ Stimmgewinne erzielen und ist Teil der Regierung. Das Säbelrasseln zwischen ihr und Israel – dem wichtigsten US-Verbündeten in der Region – wird immer lauter. Seine Luftangriffe auf syrisches Staatsgebiet begründet das israelische Militär meistens damit, Waffenlieferungen an die Hisbollah unterbinden zu wollen.

In Syrien selbst ist der Iran mit zahlreichen Streitkräften vertreten – neben den legendären Revolutionsgarden und regulären Truppen kämpfen unter anderem 12.000 schiitische Milizionäre aus Afghanistan auf Assads Seiten. Trainiert und ausgerüstet werden sie vom Iran, dessen Einflussgebiet auch ins westliche Afghanistan reicht. Ein Land, in dem die USA den bis dato längsten Krieg ihrer Geschichte führen.

Neben dem russischen Militär sind die Bodentruppen des Iran die größte Stütze des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und schützen damit einen erklärten Feind Washingtons.

Die US-Regierung, die noch im März angekündigt hatte, die US-Truppen so rasch wie möglich aus Syrien abzuziehen, hat mittlerweile andere Töne angeschlagen: „Wir werden Syrien nicht verlassen, solange sich iranische Truppen außerhalb der iranischen Grenzen befinden. Dazu zählen auch iranische Milizen“, hieß es am Dienstag von Trumps nationalem Sicherheitsberater John Bolton. Bolton, von Anfang an ein Gegner des Mullah-Regimes, ritt harsche Attacken gegen den Iran: „Laut den Mullahs in Teheran sind wir der große Teufel, die Herren der Unterwelt (...) ich versichere Ihnen, wenn Sie uns, unsere Verbündeten oder unsere Partner hintergehen, dann wird die Hölle los sein“, drohte er.

Auch im Irak ringen die USA – auch in Form ihres Verbündeten Saudi-Arabien – mit dem Iran um die Vormacht: Teheran hat seinen Einfluss dort sowohl militärisch als auch wirtschaftlich ausgeweitet. Sei es durch die Bekämpfung der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) durch schiitische Milizen, die Teheran näher stehen als der Regierung in Bagdad oder durch den Handel mit iranischen Gütern.

Bei den letzten Parlamentswahlen zeigte sich jedoch, dass die irakischen Schiiten gespalten sind: Den ersten Platz errang die Partei eines Schiiten, der nichts von Teheran wissen will – erst am zweiten Rang landete ein proiranisches Bündnis. Trotzdem dürfte der Irak weiterhin vom US-freundlichen Premier Haidar al-Abadi geführt werden.

Im Jemen-Konflikt finden sich die USA und der Iran ebenfalls auf unterschiedlichen Seiten. Während Teheran angeblich die schiitischen Houthi-Milizen unterstützt, versorgen die USA die saudi-arabische Angriffsarmee mit technologischer Unterstützung.

Der Iran selbst reagierte in Person von Präsident Hassan Rohani teils spöttisch, auf die US-Drohungen: „Was Trump macht, ist Wirtschaftsterrorismus“, sagte er und nannte Trumps Verhalten „absurd und abnormal“. Gleichzeitig gab er sich versöhnlich: „Wir laden Sie ein, an den Verhandlungstisch, den Sie verlassen haben, zurückzukommen“.

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