Russlands "Vaterlandsverräter": Zwei Kriegsdienstverweigerer erzählen

Russlands "Vaterlandsverräter": Zwei Kriegsdienstverweigerer erzählen
Hunderttausende Russen wurden bereits in den Krieg gegen die Ukraine einberufen. Der KURIER sprach mit zwei, die deshalb das Land verließen.

Vor einem halben Jahr klopfte es an Wladimirs Tür. Hätte er aufgemacht, wäre die Zeit seitdem vielleicht anders verlaufen. Womöglich säße er im Gefängnis, auch Schlimmeres ist denkbar. Doch er hat die uniformierten Männer bereits durchs Fenster auf sein kleines Haus in Tula, Zentralrussland, zukommen sehen – und so getan, als wäre er nicht da.

Der 40-Jährige ist einer von Hunderttausenden Russen, die in den letzten Monaten in den Krieg gegen die Ukraine einberufen wurden. „Ich hatte damit gerechnet“, erzählt Wladimir dem KURIER in einem Video-Telefonat. Denn der unerwünschte Besuch kam am 27. September 2022 – sechs Tage, nachdem Präsident Putin die Teilmobilmachung angekündigt hatte. „Es gab Gerüchte, dass sie uns holen kommen“, erinnert Wladimir sich. Daher habe er bereits alles mit seiner Frau diskutiert gehabt, als es tatsächlich so weit war.

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