Tauziehen um auf Fidschi gestrandete Oligarchen-Superjacht
Die "Amadea" ist ein echtes Traumschiff, fast wie ihre Namensvetterin aus der ZDF-Serie: Helikopter-Landeplatz, Zehn-Meter-Pool, Jacuzzi, Wellnessbereich, ein Kino und ein handbemaltes Piano - so beschreibt Boat International die 2016 von der Lürssen-Kröger-Werft in Schleswig-Holstein fertiggestellte Superjacht. Die Ausstattung des 106 Meter langen und rund 300 Millionen Euro teuren Schmuckstücks ist allgemein bekannt - unklar ist, wem es gehört.
Unklare Besitzverhältnisse
Diese Frage sorgt im Zuge des Ukraine-Krieges für ein internationales Tauziehen, das von Moskau über Washington bis in die Südsee reicht. Wegen der unklaren Besitzverhältnisse ist die Luxusjacht - nach einer 18-tägigen Fahrt von Mexiko quer über den Pazifik - seit Mitte April im unluxuriösen Containerhafen von Lautoka auf Fidschi gestrandet. Die USA sind überzeugt, dass der milliardenschwere russische Oligarch Suleiman Kerimow der Eigentümer ist. Dessen Name steht auf der Sanktionsliste zahlreicher Länder - in den Vereinigten Staaten bereits seit 2018 wegen Geldwäsche, in der Europäischen Union und anderen westlichen Ländern seit zwei Monaten wegen des Ukraine-Krieges.
"Wir haben Vereinbarungen mit unseren ausländischen Partnern in Bezug auf Sanktionen gegen russische Oligarchen", zitierte die Zeitung Fiji Sun Polizeichef Sitiveni Qiliho. "Als bekannt wurde, dass die Jacht hier eintrifft, haben wir mit unseren ausländischen Kollegen zusammengearbeitet, um mit der Situation umzugehen."
Ein Gericht im Südsee-Paradies stimmte nun vor wenigen Tagen dem Antrag aus Washington zu, die Jacht zu beschlagnahmen - aber nicht sofort. Der Richter des High Court, Deepthi Amaratunga, habe der Verteidigung die Möglichkeit gegeben, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen, sagte Anwalt Feizal Haniff. Denn in dem Verfahren kursiert noch ein anderer Name als möglicher Eigner.
Wer ist Suleiman Kerimow?
Aber wer ist dieser Kerimow, dem die USA auf den Fersen sind? Bei Forbes wird der 56-Jährige mit einem geschätzten Vermögen von rund 14,8 Milliarden Euro geführt. "Als ausgebildeter Ökonom machte Kerimow Karriere, indem er in notleidende Unternehmen in Russland investierte", heißt es da. Später machte er viel Geld, indem er unter anderem Beteiligungen am größten russischen Goldproduzenten Polyus Gold kaufte.
Kerimow ist aber auch Mitglied des russischen Oberhauses, und er gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Als die französischen Behörden den Milliardär Ende 2017 in Nizza wegen mutmaßlicher Geldwäsche vorübergehend festnahmen, reagierte Putin - und verlieh ihm den "Verdienstorden für das Vaterland" zweiter Klasse.
Als offizieller Eigentümer der "Amadea", die unter der Flagge der Kaimaninseln in der Karibik fährt, ist ein dubioses Unternehmen namens Millemarin Investment Ltd. eingetragen. Wer sich hinter solchen Briefkastenfirmen verbirgt, ist oft nur schwer festzustellen. Viele Luxusjachten, die Oligarchen gehören sollen, sind über mehrere Offshore-Unternehmen oder Treuhandfonds registriert. "Bei der Frage nach dem Eigentümer der Jacht tauchen wir in unglaublich düstere und sehr schwierige Bereiche ein", zitierte der Sender ABC Donald Rothwell, Experte für Seerecht an der Australian National University.
"Amadea" und "Scheherazade"
Die Millemarin-Anwälte widersprechen der Darstellung der USA - und sagen, das Schiff gehöre dem russischen Milliardär und Erdölmanager Eduard Chudainatow. Der steht anders als Kerimow nicht auf den Sanktionslisten. Sein Name tauchte aber bereits im Zusammenhang mit der in der Toskana festgesetzten Superjacht "Scheherazade" auf. Der 140 Meter lange private Ozeanriese soll keinem Geringeren als Präsident Wladimir Putin selbst gehören. Ist Chudainatow also ein gern genutzter Strohmann, um die Sanktionen zu umgehen?
Polizeibeamter an Bord
An Bord der "Amadea" waren jedenfalls weder Chudainatow noch Kerimow, als die Jacht vor gut drei Wochen in die Gewässer von Fidschi einfuhr. Wie geht es nun weiter? Die "Amadea" bleibt zunächst in der Queens Wharf von Lautoka, bis das letzte juristische Wort gesprochen ist. Die 25-köpfige Besatzung darf im Wechsel aufs Schiff, um dort nötige Arbeiten zu verrichten. Damit niemand auf die Idee kommt, die Jacht aufs Meer hinaus zu steuern, ist allerdings ständig ein Polizeibeamter aus Fidschi an Bord.
Fidschi unterstützt Sanktionen gegen Moskau
Der Inselstaat hat bereits deutlich gemacht, dass er die Sanktionen gegen Moskau unterstützt, die politischen Lager ziehen in der Frage an einem Strang. "Fidschi hat bei den Vereinten Nationen dafür gestimmt, das Vorgehen Russlands zu verurteilen", sagte Oppositionsführer Viliame Gavoka zuletzt. "Wir stehen zu jeder Sanktion der Weltgemeinschaft gegen die Russen und das, was sie in der Ukraine tun." Die Oligarchen können also auch in dem weit entfernten Archipel kaum auf Milde hoffen.
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