Experte rät auch Österreich zum Energiesparen
Die Energieministerinnen und -minister der EU beraten heute in Luxemburg über die Gas-Versorgung nach Europa und gemeinsame Notfallpläne, sollte das russische Gas immer weniger werden oder ganz abgedreht werden. Schon jetzt hat Moskau die Lieferungen nach Österreich, Deutschland und andere EU-Staaten stark gedrosselt oder komplett gestoppt. Berlin rief am Donnerstag die zweite von drei Alarmstufen im "Notfallplan Gas" aus, Österreich nicht.
Deutschland brauche diese nächste Warnstufe, damit es noch mehr Kohlekraftwerke ans Netz bringen könne, erklärte Karl Nehammer. "Österreich hat generell einen anderen Energiemix", so der Bundeskanzler weiter: "Wir haben im Sommer sehr viel Wasserkraft zu Verfügung, Sonne und Wind; brauchen weniger Gas zur Energieerzeugung von Strom." Österreich habe aber auch die Frühwarnstufe ausgerufen, "wir nehmen die Entwicklung sehr, sehr ernst", betonte Nehammer.
Aufrufe zum Energiesparen
In Dänemark und Deutschland rufen außerdem die Regierungen derzeit zum Energiesparen auf – soll Österreich das auch tun? Energieexperte Walter Boltz sagt im Ö1-Morgenjournal: Ja.
Die EU setze wichtige Initiativen. Aber alles, was die EU mache, werde im kommenden Winter nicht allzu viel Einfluss haben. Die EU habe langsame Strukturen, die viel bewegen können, aber nicht rasch. Im kommenden Winter sei man auf nationale Maßnahmen angewiesen, ist der frühere Chef der Regulierungsbehörde E-Control im ORF-Interview überzeugt.
Der Winter werde schwierig werden - Stichwort belastende Energiepreise – für die Wirtschaft, aber auch für die Konsumenten, so Boltz.
"Ich würde es für sinnvoll halten, dass man den Österreichern – und zwar von der Industrie bis zu den Haushalten – sagt, dass sie durch ein möglichst weitgehendes Einsparen des Gasverbrauchs die Situation ein klein wenig entspannen können," sagt Boltz. Nicht verbrauchtes Gas könne dabei gespart werden, oder man könne anderen Ländern damit aushelfen, die jetzt Probleme haben. "Also ja, wir sollten jetzt schon anfangen, Gas zu sparen und alle Möglichkeiten dafür zu nutzen.“
Gasspeicher genug gefüllt?
An sich werden die Gasspeicher derzeit stärker gefüllt, so Boltz. Allerdings sei nicht klar, ob die Gasflüsse aus Russland auf jetzigem Niveau weiter erfolgen würden. Eine Kürzung oder Unterbrechung der Lieferungen mache die Befüllung der Speicher schwierig, so der Experte.
Österreich könnte schon mehr tun, kritisiert Boltz das Krisenmanagement der Regierung. Ein "genereller Einsparungsappell hätte schon früher und intensiver erfolgen können." Der Energie-Experte kritisiert außerdem, dass bei der Beschaffung von zusätzlichem Gas aus neuen Quellen "fast noch nichts" passiert sei.
Kommission will mehr Koordination
Auf europäischer Ebene versucht man derzeit jedenfalls mehr an einem Strang zu ziehen. Die EU-Kommission will sich auch bei den Gas-Speichern und beim Einkauf bzw. den Gas-Preisen mehr koordinieren.
Österreich bei gemeinsamem EU-Gaseinkauf dabei
Österreich ist beim gemeinsamen Gaseinkauf der Europäischen Union auch schon dabei. "Wir haben unsere Quantitäten eingemeldet", sagte Nehammer am Freitag am Rande eines EU-Gipfels in Brüssel, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Über die von der EU-Kommission eingerichtete und koordinierte Plattform soll das Gas am Weltmarkt für die gesamte EU erworben werden. Das Bündeln der Kaufkraft macht einen niedrigeren Preis möglich.
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