Der 65-Jährige hatte für Schlagzeilen gesorgt, als er das Coronavirus als "gripezinha" (kleine Grippe) verharmloste und eine "Rückkehr zur Normalität" forderte. Im größten Land Lateinamerikas wurden aber bisher bereits mehr als 29.000 Infektionen mit dem
Virus und 1.760 Todesfälle bestätigt.
Lukaschenko sieht nur eine "Psychose"
Weißrusslands Präsident Lukascheno hingegen sah die Pandemie lange Zeit als "Psychose" an. Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung gab es kaum. Erst am Dienstag sagte er schließlich, die WHO solle die Lage im Land begutachten: Die Experten sollten den Bürgern zeigen, dass die Regierung nichts verberge. Nach offiziellen Zahlen wurden inzwischen mehr als 2.200 Corona-Fälle gemeldet. 29 Infizierte starben - obwohl der Staatschef höchstpersönlich versprochen hatte, dass niemand sterben würde.
Geradezu trotzig zeigte sich der 65-jährige
Lukaschenko vor wenigen Wochen in Eishockey-Montur im Stadion in Minsk bei einer Partie. Wintersport sei das beste Mittel im Kampf gegen das Coronavirus, meinte der Staatschef launig.
Somit setzt ausgerechnet der als "letzter Diktator Europas" verschriene Lukaschenko in diesen Krisenzeiten auf beispiellose Freiheiten statt auf Verbote und Strafen.Weltweit für Aufsehen sorgte zuletzt auch, dass Belarus als einziges Land seine erste Liga noch Fußball spielen lässt.
Lukaschenko, der seit mehr als 25 Jahren regiert - so lange wie niemand sonst in Europa - schlägt weiter alle Bedenken in den Wind. Schon gar nicht, sagte er, sehe er einen Grund, die
Präsidentenwahl im August abzusagen. Da will er noch einmal antreten.
Freizügige Ostern
Nicaraguas Präsident
Daniel Ortega war indessen seit Beginn der Corona-Krise wochenlang abgetaucht und hat damit Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Zuletzt war der 74-Jährige, der von den vergangenen 41 Jahren 24 Jahre lang regiert hatte, vor rund einem Monat bei einer Videokonferenz mit anderen zentralamerikanischen Präsidenten gesehen worden. Vor zwei Tagen tauchte er plötzlich wieder auf und bekräfigte in einer TV-Ansprache, dass Nicaragua seinen Sonderweg in der Coronakrise fortsetzen werde. Erklärungen auf seine auffällig lange Abwesenheit gab es keine.
Verordnete Einschränkungen veranlassen? Keine Spur: Tausende Nicaraguaner sind zu
Ostern in Badeorte gereist oder haben an Festivals teilgenommen. Während die Bischöfe in dem katholischen Land wegen der Pandemie Prozessionen ohne Publikum abhielten und zum Daheimbleiben aufriefen, hatte die linke Regierung von Präsident Ortega Dutzende Veranstaltungen während der Karwoche organisiert und den Tourismus angekurbelt.
Gefährlicher Sonderweg
Das kleine Land zwischen Pazifik und Atlantik geht innerhalb Lateinamerikas einen gefährlichen Sonderweg in der Corona-Krise. Weder schließt es Schulen, noch schränkt es das öffentliche Leben wesentlich ein.
Begründet wird dies damit, dass es in Nicaragua nur neun Corona-Infizierte und keine lokale Übertragung gebe. Die Initiative "Observatorio Ciudadano COVID-19 en Nicaragua" hatte allerdings am Donnerstag von zehn Mal mehr Betroffenen berichtet.
Das Wort Corona existiert gar nicht - in Turkmenistan
Am allertiefsten steckt offenbar der Staatschef
Turkmenistans Gurbanguly Berdymukhamedov seinen Kopf in den Sand: Das autoritär geführte Land in Zentralasien will das Coronavirus überhaupt aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängen - notfalls auch mit Staatsgewalt. Das Wort sei bereits aus Informationsbroschüren der Behörden über die Krankheit gestrichen worden, berichteten unabhängige lokale Medien.
Selbst wer die Pandemie in Privatgesprächen erwähne, könne festgenommen werden. Das passt ins Bild des autoritären Stils von Präsident Berdymuchammedow.
Trotz der Weigerung, das Coronavirus zu erwähnen, ergreifen die Behörden Vorsichtsmaßnahmen. An Bahnhöfen und Bushaltestellen wird den Berichten zufolge die Temperatur gemessen. An gut besuchten Orten und in Bankfilialen werden Feuchttücher ausgeteilt. Dort müssten sich Menschen auch Desinfektionsspray in den Mund sprühen. Veranstaltungen sind nicht verboten.
Nachbarland Iran stark betroffen
Offiziell habe sich niemand mit dem Virus infiziert, hieß es in den Berichten. Es gebe aber bereits erste Fälle. In Turkmenistan am Kaspischen Meer leben rund sechs Millionen Menschen. Das abgeschottete Land liegt an der Grenze zu dem vom Sars-CoV-2-Virus besonders stark betroffenen Iran.
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