Kartelle aus Albanien
Vor allem Kokain, das weltweit immer gefragter wird, findet seinen Weg in europäische und US-amerikanische Clubs immer öfter über Ecuador: Die Kokablätter-Ernte im Nachbarland Kolumbien hat sich längst der Nachfrage angepasst, während die jahrelange laxe Überwachung des ecuadorianischen Drogenhandels das Land zu einem immer attraktiveren Standort für die Drogenherstellung und -verteilung gemacht hat. Untrennbar damit verbunden sind die Kämpfe der verschiedenen Banden um bessere Positionen in Produktion und Handel – seit 2018 sind diese stark angestiegen, mittlerweile werden auch Kinder rekrutiert.
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Im Land sitzen mächtige Kartelle aus Mexiko sowie aus Albanien an der Spitze des umkämpften Marktes. Etwa 33 Prozent des in Ecuador beschlagnahmten Kokains waren 2021 für den europäischen Markt bestimmt, im Vergleich zu nur neun Prozent im Jahr 2019. Die albanische organisierte Kriminalität begann in den 1990er-Jahren nach Ecuador zu wandern, angelockt durch die Aussicht, sich mit den florierenden lokalen Kartellen zusammenzuschließen – dies ist ihnen in den vergangenen Jahren definitiv gelungen.
Politik machtlos
Die Nachrichten in Ecuador sind voll von Enthauptungen, Autobomben oder Anschlägen auf Polizisten. Mit dem Drogenhandel haben auch die Gefängnisrevolten zu tun – Haftanstalten werden immer öfter zu Drogenumschlagplätzen. Erst vor wenigen Wochen kamen 31 Menschen bei einem Aufstand um, 2.700 Soldaten mussten die Revolte niederschlagen.
Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. An diesem Zustand dürfte auch die Wahl am 20. August nichts ändern. Diese war nötig geworden, da Präsident Guillermo Lasso kürzlich inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte. Im Kampf gegen den Drogenhandel war er machtlos.
„Es ist Zeit für die Mutigen“, war der Wahlkampfspruch von Villavicencio. Er wollte die Häfen vom Militär kontrollieren lassen, um gegen den Drogenschmuggel vorzugehen, ein neues Hochsicherheitsgefängnis bauen lassen und eine Anti-Mafia-Einheit gründen. In Umfragen rangierte er jedoch mit einem Wert von 7,5 Prozent auf Platz fünf. Armin Arbeiter
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