Petro, der im August sein Amt antrat, setzt auf eine Neuausrichtung. Der 1972 unter dem damaligen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon begonnene Krieg gegen Drogen sei gescheitert. Er habe unendliches Leid und nahezu eine Million Tote in der Region hinterlassen. Der sogenannte "Plan Colombia" sah die Zerstörung der Pflanzungen und die Verfolgung der Bauern vor. Dabei besprühten amerikanische Militärhelikopter bis 2015 die Felder mit dem Pflanzengift Glyphosat, was zur Vergiftung der Bevölkerung und der Umwelt führte.
Neue Pläne
Der linke Präsident will auf eine ganz neue Strategie setzen: Er plant, den Anbau von Kokablättern, aber auch die Produktion und den lokalen Konsum von Kokain zu legalisieren. Ohnehin spielt die Droge in Kolumbien selbst eine weit geringere Rolle als im Hauptabnehmer-Land, den USA. Die Legalisierung soll auch die Macht der Drogenkartelle brechen, die das zweitgrößte Land Südamerikas seit Jahrzehnten quasi in ihrer Gewalt haben. Trotzdem sind Gustavos geplante Maßnahmen nicht nur in den USA, sondern auch in Kolumbien umstritten. Da die Kokain-Bauern und vor allem ihre Abnehmer weiterhin auf den Profit aus dem Export der Droge setzen müssten, würden sie die illegalen Anbau- Vertriebskanäle auch in Zukunft wählen.
Pandemie-Boom
Der Anstieg des Anbaus ist auch eine Folge der Pandemie. Es gab erstens weniger Kontrollen und zweiten kam es zu wachsender Not unter den Bauern. Das machte auch die Erfolge des inzwischen als gescheitert abgehakten Friedensabkommens von 2016 zunichte. Das war zwischen der Regierung und der linksgerichteten FARC-Guerilla geschlossen worden, um Jahrzehnte des Bürgerkriegs zu beenden. Im Zuge der Umsetzung hatten Tausende von Kämpfern die Urwaldregionen verlassen, in denen sie über Jahrzehnte den Kokainhandel kontrolliert und über ihn die Guerillakriege der FARC finanziert hatten.
Das Friedensabkommen sollte auch den Drogenhandel schwächen. Doch an die Stelle der demobilisierten FARC-Kämpfer traten neue Gruppen, unter ihnen Guerilleros, die sich von der FARC verabschiedet und anderen linken Gruppen angeschlossen hatten.
Bergregionen
Die Kokapflanzungen befinden sich in unzugänglichen Gebieten, an Berghängen und im dichten Regenwäldern, vor allem in Regionen, die an Nachbarländer wie Peru, oder Venezuela grenzen, da dies den Export erleichtert. Allerdings ist daher auch die Infrastruktur in diesen abgelegenen, wenig entwickelten Gebieten veraltet, oder kaum vorhanden. Daher sind auch die meisten internationalen Versuche von Hilfsorganisationen, den Bauern beim Umstieg auf neue Erzeugnisse, wie etwa Kaffee, oder Avocados zu helfen, gescheitert. Ohne vernünftige Infrastruktur schaffen es diese legalen Produkte nicht auf die Märkte und in den Export. Daher ist der Kokain-Anbau mit seinen gigantischen Gewinnspannen weiterhin für die meisten Bauer die einzige Strategie, um wirtschaftlich zu überleben.
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