Klimakonferenz: Verhandlungen in einer Sackgasse, keine Einigung in Sicht
Die Weltklimakonferenz ist nach massiven Protesten gegen den am Montag präsentierten zweiten Entwurf für den Abschlusstext am Dienstag in die Verlängerung gegangen. Eigentlich hätte Dienstagvormittag gegen 10 Uhr die Konferenz beendet werden sollen.
Der Ärger ist groß, weil der von mehr als 100 Ländern in Dubai eingeforderte mittelfristige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas im Entwurf gar nicht erwähnt wird. So schrieb der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore auf Twitter, der „unterwürfige Entwurf“ lese sich, als hätte ihn das Ölkartell OPEC Wort für Wort diktiert.
„Wir sind nicht bereit, einen Totenschein für die kleinen Inselstaaten zu unterschreiben“, hatten sich die Vertreter der mächtigen Umbrella-Verhandlungsgruppe – mit Australien, dem Vereinigten Königreich, Kanada, Japan und den USA – hinter die flehenden Bitten der pazifischen und karibischen Inselstaaten gestellt.
Zu wenig Ambition führt zu zu viel Erwärmung
Denn wie man es dreht und wendet – es geht sich nicht aus: Sogar der Entwurf des Abschlussdokument erwähnt, dass die Welt derzeit auf eine Erwärmung von bis zu 2,8° C zusteuert. Die Wissenschaft hat in zahlreichen Studien dargelegt, dass damit unter anderem auch der Meeresspiegel steigen wird – wegen des Abschmelzens des „ewigen“ Eises der Gletscher sowie der Eisschilde Grönlands und der Antarktis und wegen der physikalischen Eigenschaft von Wasser, sich bei Wärme auszudehnen.
Die Verhandlergruppe der „High Ambition Coalition“, in der neben anderen auch die EU und die Inselstaaten organisiert sind, macht dem Präsidenten dieser Klimakonferenz, Sultan Al Jaber, entsprechend Druck.
Ziel ist, das Schlussdokument so weit zu verschärfen, dass ein Überleben dieser Staaten möglich bleibt, und damit das 1,5°C-Ziel.
Das scheint aber unmöglich, weil anderen Staaten der Entwurf jetzt schon zu weit geht.
Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt einige Länder Bedenken geäußert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der finanzschwache Irak, Indien und Russland.
Was die Wortwahl betrifft, so gilt Saudi Arabien als Speerspitze dieser Länder, die auf eine andere Formulierung drängen. Insbesondere geht es darum, dass die "Emissionen", nicht jedoch die "fossilen Energien" als Verursacher der Klimakrise Erwähnung finden. Idee dahinter ist, dass Öl und Erdgas weiter verbrannt werden könne – es müssten nur die CO2-Emissionen sofort abgefiltert werden und zum Beispiel in Tiefspeicher unter der Erde verpresst werden. Technisch wäre das möglich, nur ist es teuer - und wurde bisher nur in kleineren Projekten erprobt.
Deadlock der Verhandlungen
So zeichnete sich Dienstabend ab, dass Al Jaber in einer Sackgasse angekommen war.
Gegen 22 Uhr Ortszeit war klar, dass an dieser Nacht keine Entscheidung getroffen werden kann, und weiterverhandelt werden muss.
„Wir haben heute den gesamten Tag intensiv verhandelt und uns mit unseren Verbündeten abgestimmt, bilaterale Gespräche geführt und der Präsidentschaft unsere Kritik mitgeteilt“, erklärte Österreichs Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne). „All das mit dem Ziel, dass die entscheidenden Teile zu den fossilen Energien noch nachgebessert werden. Jetzt gerade heißt es warten auf den nächsten Text – auch das gehört auf der Konferenz dazu.“ Gewessler verhandelt federführend für die EU-Staaten das Kapitel „Anpassung an den Klimawandel“. Auch da sei man noch nicht durch.
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