Kim Jong Nam: Frauen hatten Tötungsabsicht

Überwachungsbilder vom Flughafen von Kuala Lumpur
Die malaysische Polizei geht davon aus, dass die zwei festgenommenen Nordkoreanerinnen Kim Jong Uns Halbbruder wissentlich getötet haben. Auch ein nordkoreanischer Diplomat soll zu dem Anschlag aussagen.

Zwei nach dem mysteriösen Mord am älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un festgenommene Frauen haben nach Polizeiangaben die Giftattacke wissentlich verübt. Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: "Ja, natürlich wussten sie es."

Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich "sehr bewusst " gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste, sagte Khalid. Die beiden Täterinnen hätten in örtlichen Einkaufszentren für ihre Tat trainiert.

Kim Jong Nam: Frauen hatten Tötungsabsicht
Malaysia's Royal Police Chief Khalid Abu Bakar demonstrates to the media during a news conference regarding the apparent assassination of Kim Jong Nam, the half-brother of the North Korean leader, at the Malaysian police headquarters in Kuala Lumpur, Malaysia, February 22, 2017. REUTERS/Athit Perawongmetha
Das Überwachungsvideo wurde am Montag veröffentlicht. Es zeigt den eigentlichen Angriff auf den Halbbruder Kims, Kim Jong Nam. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal und wird in eine Klinik gebracht.

Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen, ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-jährige Verdächtige mit vietnamesischem Pass. Mehrere weitere Verdächtige aus Nordkorea werden noch gesucht. Die Behörden ihres Heimatlandes hatten vermutet, dass die 25-Jährige aus Indonesien bei dem Attentat "ausgetrickst" worden ist. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der "Versteckten Kamera" teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.

Fünf Nordkoreaner unter Verdacht

Polizeichef Khalid teilte am Mittwoch weiter mit, nach den bisherigen Ermittlungen stünden fünf Nordkoreaner in Zusammenhang mit der Attacke. Drei weitere, darunter ein Diplomat und ein Mitarbeiter der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft, würden gesucht und sollten befragt werden. Entsprechende Gesuche zur Vernehmung der beiden seien an den nordkoreanischen Botschafter gerichtet worden. Bei einer Weigerung müssten Zwangsmaßnahmen ergriffen werden, sagte Khalid.

Dass Interesse der malaysischen Polizei betrifft auch die Nummer Zwei der nordkoreanischen Botschaft, unter den drei für eine Aussage gesuchten Nordkoreanern sei auch der Diplomat Hyon Kwang-song, sagte der Polizeichef. In einem Brief an die Botschaft sei um eine Erlaubnis zur Befragung Hyons und eines Mitarbeiters der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft gebeten worden.

Kim Jong Nam: Frauen hatten Tötungsabsicht
Malaysia's Royal Police Chief Khalid Abu Bakar (C) speaks next to a screen showing North Korean Hyon Kwang Song during a news conference regarding the apparent assassination of Kim Jong Nam, the half-brother of the North Korean leader, at the Malaysian police headquarters in Kuala Lumpur, Malaysia, February 22, 2017. REUTERS/Athit Perawongmetha TPX IMAGES OF THE DAY
Es werde davon ausgegangen, dass sich beide in Malaysia aufhielten. "Wir haben den nordkoreanischen Botschafter um Erlaubnis gebeten, sie zu befragen", sagte Khalid. "Andernfalls werden wir sie dazu bringen, zu uns zu kommen."

"Tief verstrickt"

Vier weitere Verdächtige aus Nordkorea, Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren, haben sich nach Erkenntnissen der malaysischen Behörden nach Pjöngjang abgesetzt. Die insgesamt fünf Verdächtigen aus Nordkorea sind nach Ansicht des malaysischen Polizeichefs "tief" in den Mord verstrickt.

Der nordkoreanische Botschafter Kang Chol, der in dem Fall bereits ins malaysische Außenministerium zitiert worden war, äußerte sich am Mittwoch nicht zu der Befragungsaufforderung an seinen Kollegen. Er forderte aber die Freilassung der "beiden unschuldigen Frauen aus Vietnam und Indonesien sowie des Staatsbürgers aus Nordkorea".

Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täter Gift ins Gesicht, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte.

Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt. Nordkorea wirft seinerseits Südkorea vor, die Ermittlungen zu beeinflussen.

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