Keine dritte Impfung: Israels Regierung bleibt gelassen
Auch in Israel steigt wieder die Zahl der Covid-19-Fälle. Bislang reagiert die neue Regierung auf diese Entwicklung ohne den Erlöser-Pathos ihrer Vorgänger. Sie weitete die bestehenden Berater-Gremien aus. Kritiker der bisherigen Politik kommen verstärkt zu Wort, wirtschaftliche Belange sollen stärker berücksichtigt werden. Premier Naftali Bennett berief am Freitagmittag ein erweitertes Krisen-Kabinett in Sachen Delta-Variante zusammen.
Die steigenden Zahlen der positiv Getesteten hängen auch mit den steigenden Test-Zahlen zusammen, erinnerte am Freitag die Direktorin des Medizinischen Zentrums Wolfson in Tel Aviv. Dr. Anat Angel warnte vor Panik-Mache: „Alles in allem steigen die Zahlen sehr langsam.“ 855 neue positiv Getestete waren es am Vortag. Was 1,52 Prozent der Gesamtzahl ausmacht. Zum Vergleich: In der letzten Welle lag diese Zahl bei 9 Prozent.
Auch die Zahl der Intensiv-Patienten sei gestiegen, was aber keineswegs überraschend sei. So gut wie alle Patienten seien zwar geimpft, litten aber auch unter Vorerkrankungen. Die seien der Hauptgrund für die Intensiv-Behandlungen. „Wir können mit Gewissheit feststellen, dass die Impfungen sehr gut wirken.“
Um die 65 Prozent der Israelis sind geimpft oder genesen. Um Herden-Immunität zu erreichen, werden mittlerweile auch Heranwachsende geimpft. Bis zu den Ferien kam es vor allem in Schulen verstärkt zu Ansteckungen. Jetzt sind auch 30 Prozent der Schüler geimpft. Wobei die Krankheit bei Jüngeren meist nur schwache Symptome hervorruft.
Israels Experten raten vorläufig von einer 3. Impfung auch bei älteren Personen ab. Auch zwei Impfungen bieten meist genügend Schutz.
Noch am Vortag versprach Bennett den von den Corona-Beschränkungen besonders hart getroffenen Betreibern von Event-Veranstaltungen, keine neuen Auflagen mehr zu erlassen. Statt des bisherigen „Grünen Passes“ soll ein „Spaß-Pass“ kommen: Freier Eintritt für Geimpfte, Genesene und aktuell Getestete bei Groß-Events mit über 100 Teilnehmern in geschlossenen Räumen. Maske bleibt Pflicht, kann aber zum Essen oder Trinken abgenommen werden.
Die Stoßrichtung neuer Maßnahmen besteht vor allem aus der Abwehr importierter Gefahren. So wurde die Kontrolle der Quarantäne-Pflicht für Reisende verschärft. Rückkehrer aus Problem-Ländern sollen zu längerer Quarantäne verpflichtet werden.
Am Freitag wurde ein statistisch noch nicht eindeutiger, doch aber spürbarer Rückgang des Anstiegs der Ansteckungszahlen festgestellt.
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