Trumps Kehrtwende: US-Amerikaner sollen nun doch Maske tragen

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US-Präsident: "Ob Sie die Maske mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung." Außerdem schlug er pessimistischere Töne an: "Es wird wahrscheinlich leider schlimmer werden, bevor es besser wird."

Mehr als 1.000 Tote pro Tag, verdreifachte Infektionsrate bei den Streitkräften, eine hohe Dunkelziffer bei den Infizierten – da kann selbst der Mann, der das Tragen einer Maske als „unmännlich“ ansieht, nur noch zurückrudern.

"Es wird wahrscheinlich leider schlimmer werden, bevor es besser wird", sagte US-Präsident Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich sage das nicht gerne über Dinge, aber so ist es. Wir brauchen alles, was wir bekommen können.“

Ungewöhnlich für einen Mann, der noch vor wenigen Wochen das Tragen einer Maske als „politisches Statement gegen ihn“ verteufelt hatte. Doch die Zahlen sprechen klar gegen ihn. Und zwar nicht nur die steigenden Infektionszahlen, sondern auch seine sinkenden Umfragewerte. Mittlerweile liegt Trump fast neun Prozentpunkte hinter dem Demokraten Joe Biden.

Wahrscheinlich aus diesem Grund hielt Trump das erste Mal nach knapp drei Monaten wieder eine Pressekonferenz ab, um über die Corona-Pandemie zu informieren. Viele seiner Äußerungen standen in krassem Kontrast zu Aussagen der vergangenen Wochen.

Seine Beraterin Kellyanne Conway hatte vergangene Woche gesagt, es sei kein Zufall, dass die Umfragewerte besser gewesen seien, als Trump selbst die Coronavirus-Problematik angesprochen habe. "Die Menschen wollen vom Präsidenten der Vereinigten Staaten hören. Es muss nicht täglich sein, es muss nicht für zwei Stunden sein, aber aus meiner Sicht muss es sein", sagte sie am Freitag. Trump hatte bis Ende April fast täglich Pressekonferenzen abgehalten, die teils länger als zwei Stunden dauerten.

Trump gestand die dramatische Zuspitzung in den USA ein und sagte: "In den letzten Wochen haben wir einen besorgniserregenden Anstieg an Fällen in vielen Teilen unseres Südens, (...) Südwestens und Westens gesehen." Die Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen pro Tag sowie Hunderte Todesfälle. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien. Trump erklärte die Vielzahl an neuen Fällen bisher stets mit der Vielzahl an Tests, die mittlerweile durchgeführt werden, und verglich die Ausbrüche mit "Glutherden" und "Flammen". Am Dienstag sprach er von "großen Flammen".

"Masken werden einen Effekt haben"

Nach wie vor lehnt er eine landesweite Maskenpflicht ab. Kritiker werfen ihm vor, in der Pandemie ein schlechtes Vorbild abzugeben, weil er so gut wie nie öffentlich mit Maske auftritt. Um zu unterstreichen, dass er kein Problem mit Masken habe, holte Trump bei der Pressekonferenz einen Mund-Nasen-Schutz hervor. "Ich habe die Maske hier", sagte er. Beim Vorstellen von Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC im April hatte Trump noch deutlich gemacht, dass er trotz Empfehlung selbst keine Maske tragen werde.

Trump ließ schon während der ersten Zuspitzung der Corona-Pandemie im Frühjahr deutlich erkennen, dass er das Land schnellstmöglich zurück zum Normalbetrieb führen will. Angesichts dramatisch steigender Todeszahlen vollzog er im April eine Kehrtwende, indem er die Amerikaner auf schwierige Wochen einschwor. Im Mai stimmte er das Land wieder auf die Rückkehr zur Normalität ein. Zuletzt legte er das Augenmerk auf die rasche Wiedereröffnung der Wirtschaft und der Schulen, zudem pries er das Vorgehen seiner Regierung.

Trump sagte, er arbeite bei der Bekämpfung der Pandemie Hand in Hand mit den Gouverneuren und versprach ihnen hundertprozentige Unterstützung. "Alles was sie brauchen, kriegen sie." Wegen des Umgangs mit der Pandemie gab es zuletzt immer wieder Verstimmungen zwischen der Regierung in Washington und Gouverneuren einiger Bundesstaaten.

Auch aus den Reihen von Trumps Republikanern war zuletzt Kritik laut geworden: Der Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Larry Hogan, warf Trump vergangene Woche vor, nicht schnell genug auf die Bedrohung reagiert und die Gouverneure beim Ausbau von Tests alleine gelassen zu haben. Trump machte am Dienstag deutlich - ebenfalls unter Verweis auf die Gouverneure -, dass er die Verantwortung in der Corona-Krise nicht allein bei sich sieht. "Ich denke, wir sind alle verantwortlich."

 

Es klinge "hohl", wenn Trump behaupte, er habe einen "unermüdlichen Fokus" auf die Corona-Krise, erklärte der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden. Trump habe Monate damit zugebracht, den unglaublichen Schaden, den das Virus verursacht hat, abzutun. "

Mitglieder der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses kamen bei Trumps Pressekonferenz nicht zu Wort. Der Immunologe und Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, hatte dem Sender CNN zuvor gesagt, er sei nicht zu der Pressekonferenz eingeladen worden. Am Dienstag schien es aber, als hätte Trump Anleihen bei seinem Berater gemacht. Fauci hatte bereits im April gesagt: "Es wird schlechter werden, bevor es besser wird."

 

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