Bolsonaro nutzt die eigene Krankheit zur PR: Er testet Trumps Lieblings-Medizin
"Ich fühle mich sehr gut", sagt Jair Bolsonar und lächelt in die Kamera. Der brasilianische Präsidenten hat gerade seine dritte Dosis Hydroxychloroquin geschluckt, wie er sagt, und hofft darauf, dass das Malariamittel wirkt - er, der Covid-19 immer als "leichte Grippe" abgetan hat, ist nämlich jetzt selbst positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Dass der Populist seine Krankheit zu eigenen PR-Zwecken nutzt, wundert darum kaum. Hydroxychloroquin ist nämlich ein nicht gerade unumstrittenes Medikament: Seine Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 ist nämlich bisher nicht bewiesen. US-Präsident Donald Trump hat es eine Zeit lang massiv in seinen Auftritten beworben, ohne dass eine Wirksamkeit bewiesen gewesen wäre. Auch die WHO allerdings hegt Zweifel; große Medikamentenhersteller wie Novartis haben zudem Studien dazu abgebrochen, nachdem negative Nebenwirkungen erkannt worden waren.
Maske? Ich doch nicht
In Brasilien selbst grassiert das Virus derweil flächendeckend, was Kritiker vor allem Bolsonaros Politik zur Last legen. Er selbst stemmte sich gegen eine Schutzmaskenpflicht, genoss sichtlich Massenaufläufe, man sah ihn selbst auch nur selten mit einer Maske. Zuletzt machte ein Video die Runde, in der er - schon nach seiner Erkrankung - seine Maske abnahm, um mit Reportern zu sprechen. Er nimmt die Krankheit auch jetzt demonstrativ auf die leichte Schulter: Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber bereits wieder besser, ließ er wissen. In den kommenden Tagen werde er in seiner Residenz in Brasília bleiben und die Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen.
Die Zahl der Corona-Toten im größten Land Lateinamerikas wächst unterdessen unaufhörlich. Binnen der vergangenen 24 Stunden ist sie um 1.254 gestiegen, einer der höchsten Werte der vergangenen Wochen. Insgesamt sind mittlerweile fast 67.000 Menschen an der Krankheit gestorben. Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bisher haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.
Ex-Minister auf Konfrontation
Innerhalb Bolsonars Regierung hat sein Kurs zuletzt auch für Streit gesorgt, zwei Gesundheitsminister haben bereits das Handtuch geworfen. Der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro darum zwar gute Besserung. "Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomographie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben", sagte er dem Fernsehsender Globo News. Tatsächlich haben wegen der hohen Fallzahlen viele Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze bereits erreicht.
"Es tut mir leid für die 1,6 Millionen Infizierten, dass wir den schlechtesten Krisenmanager der Welt haben", sagte der Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad. "Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro."
Partys in Rio
Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmaßnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder. Auf der Strandpromenade an der Copacabana tummelten sich zuletzt bereits wieder zahlreiche Menschen.
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