Katar will den Saudis Öl ins Feuer gießen

Katar will den Saudis Öl ins Feuer gießen
Das Emirat verlässt mit Jänner die Organisation – diese kämpft derzeit für steigenden Ölpreis.

57 Jahre lang war Katar Mitglied der mächtigen „ Organisation erdölexportierender Länder“ (OPEC), am Montag kündigte das Emirat überraschend an, die Organisation mit Jahresbeginn zu verlassen: „Die Entscheidung zum Rückzug zeigt Katars Verlangen, sich auf die Pläne zu fokussieren, seine Gasproduktion von 77 Millionen Barrels im Jahr in der nächsten Zeit auf 110 Millionen zu steigern“, sagte der katarische Energieminister Saad Shedira al–Kaabi. Das Land gehört wegen seiner Gasvorräte zu den reichsten Ländern der Welt und ist das Land mit den weltweit größten Erdgasexporten.

Jedoch vermuten Beobachter eher, dass Doha sich vor allem den arabischen Mitgliedern zum Trotz aus der Gemeinschaft verabschiedet. Seit Juni vergangenen Jahres herrscht Eiszeit zwischen Katar und Saudi-Arabien und dessen Verbündeten. Diese werfen Katar vor, den Terrorismus zu unterstützen. Vor allem die Sympathien Katars für die Muslimbrüder dürfte dabei eine große Rolle spielen.

Al-Kaabi konnte sich bei seiner Erklärung einen Seitenhieb auf Riad nicht verkneifen: „Das Ölgeschäft wird von einer Organisation kontrolliert, die von einem einzigen Land geführt wird“, sagte er und konnte damit nur die Saudis meinen, die den Handel nach Katar seit eineinhalb Jahren blockieren.

Seit Beginn der Blockade arbeitet das Emirat daran, seine Wirtschaft unabhängig von den Nachbarländern zu entwickeln.

Katar will den Saudis Öl ins Feuer gießen

Austritt „Mückenbiss“

PR-technisch sei der OPEC-Austritt für Katar ein Erfolg, für den Ölmarkt habe er die Bedeutung eines „Mückenbisses“, sagt Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg zum KURIER. „Falls Katar künftig die OPEC-Förderbegrenzungen nicht einhält, sprechen wir von vielleicht 50.000 Barrel (Fässer) Öl zusätzlich am Tag. Viel wichtiger, fast schon „die Meldung des Jahres“, sei hingegen, dass das Nicht-OPEC-Land Kanada freiwillig die Förderlimits des Kartells einhalten will. Da geht es um fast die siebenfache Menge.

Die Kanadier hätten das Problem, auf übervollen Tanks und Lagern zu sitzen, sodass bei ihnen der Ölpreis bereits auf 15 Dollar pro Fass gefallen sei. So billig war Öl nicht einmal während der Finanzkrise 2009. Der Grund ist lokales Überangebot: „Kanadisches Öl kann nicht abtransportiert werden, weil große Pipelines fehlen“, sagt Weinberg. Die Kanadier haben somit dringendes Interesse, dass der Ölpreis wieder steigt.

Risiko für Katar

Dass sich die Katari auf die Gasförderung konzentrieren wollen, hält der Experte indes für eine richtige Entscheidung. Dazu hätten sie aber aus dem Förderkartell nicht austreten müssen – die OPEC ist traditionell nur für Öl zuständig. Und sollte dessen Preis weiter sinken, würde sich Katar „selbst ins Knie schießen“: Der Gaspreis ist immer noch an den für Öl gekoppelt. Politisch hält es Weinberg für bedenklich, dass die in einem Wirtschaftskrieg steckenden Nachbarn Katar und Saudi-Arabien nun nicht einmal mehr auf OPEC-Ebene kommunizieren.

Die OPEC, die seit 1960 besteht, hat ihren Sitz in Wien, am Donnerstag treffen sich dort die jeweiligen zuständigen Minister der Mitgliedsstaaten. Da die OPEC drei Viertel der weltweiten Ölreserven in sich vereint, spielt sie eine gewichtige Rolle bei der Bestimmung des Ölpreises, der am Montag nach langer Talfahrt wieder zulegen konnte.

Es wird erwartet, dass die OPEC-Länder am Donnerstag beschließen, ihre Produktion zu drosseln und damit den Preis wieder in die Höhe zu treiben.

Für Österreich dürfte der Austritt Katars wenige Konsequenzen haben – 2017 machten die gesamten Importe aus Katar 22 Millionen Euro aus, nur 1,54 Millionen waren mineralische Brennstoffe.

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