Unprofessionalität und skurrile Fehlbesetzungen
Skurrile Fehlbesetzungen gibt es in der EU-Forschungsstelle, die als Generaldirektion mit rund 2500 Mitarbeitern firmiert, laufend. „Ein Abwasserchemiker war für die Hochseefischerei zuständig“, erinnert sich Wachter. Störend findet er die Mehrgleisigkeiten in der Arbeit der EU-Agenturen. „Die Agentur für Umweltschutz in Kopenhagen begann sich parallel zur EU-Forschungsstelle mit einem Hochwasser-Projekt zu befassen und verschickte unter anderem Fragebögen von geringer fachlicher Qualität.“
Karl Wachter zieht ernüchternd Bilanz: „Es gibt bis heute keine einheitlichen Richtlinien für den Hochwasserschutz, bestenfalls Empfehlungen an die Mitgliedsländer. “
Dass die Arbeit der 42 EU-Agenturen mit 6300 Mitarbeitern, die den europäischen Steuerzahler zuletzt 1,8 Milliarden Euro (EU-Budgetplan 2012) gekostet haben, heftig kritisiert werden, scheint plausibel zu sein. Großbritannien, Estland und andere EU-Mitglieder sowie das Europäische Parlament wollen den Agenturen-Wildwuchs eindämmen.
Nicht nur Grün-Abgeordneter Daniel Cohn-Bendit ist für Einsparungen bei den Agenturen, der parteiunabhängige österreichische Europa-Parlamentarier Martin Ehrenhauser prüfte zuletzt auch kritisch die Ausgaben für die Büros von EU-Kommission und Parlament in den 27 Mitgliedsländern. Diese Vertretungen, deren Arbeit kaum evaluiert wird, verschlingen hohe Summen. 41,2 Millionen Euro kosteten die Kommissionsbüros 2012. EU-weit beschäftigen sie 576 Personen. Ähnlich hoch sind die Ausgaben für die Büros des Europäischen Parlaments.
Dazu Ehrenhauser: „Ein gemeinsames EU-Informationsbüro in jedem Land wäre vertretbar. Dass einzelne Institutionen jeweils Außenstellen führen, ist sinnlos und schafft unnötige Doppelstrukturen.“
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