Kanzlerin auf Tauchstation im EU-Wahlkampf: Wo bleibt Merkel?
Ihr Terminkalender ist keineswegs leer. Gestern empfing Angela Merkel mit Emmanuel Macron Vertreter der Westbalkanstaaten, heute trifft sie Theaterschaffende in der Uckermark. Nur das große Familientreffen am Samstag hat sie ausgelassen: CDU und CSU feierten zur Melodie von „We are family“ in Münster den Start ihres Europawahlkampfes. Merkels Absenz beschäftigt seit Tagen die deutsche Presse. Als rauskam, dass sie nur zur Abschlusskundgebung nach München kommt, ortete das die Welt am Sonntag als Affront. Merkel „düpiert“ ihre Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer, hieß es, was die CDU zurückwies.
Ihre Zurückhaltung lässt sich eher mit der neuen Arbeitsteilung bzw. dem Loslösungsprozess erklären: AKK, wie sie intern genannt wird, versucht sich von Merkel abzugrenzen, das Profil der CDU zu schärfen – zu viel Nähe könnte schaden. Bisher hat ihr das noch nicht geholfen. Laut Forsa liegt die Union mit 27 Prozent derzeit auf ihrem tiefsten Wert seit dem Parteitag im Dezember. Und das trotz Aussöhnung mit der Schwesterpartei CSU.
Was plant AKK?
Vom politischen Gegner wird Merkels Fehlen jedenfalls als Schwäche interpretiert. FDP-Chef Christian Lindner sieht sie im „politischen Vorruhestand“. Gleichzeitig befeuert es erneut die Planspiele um eine vorzeitige Übergabe an AKK. Dass sie den Parteivorstand nun außerplanmäßig nach der Europawahl zur Klausurtagung lädt - es soll offiziell um das Arbeitsprogramm und die Steuerschätzung gehen. Medien wie die FAZ deuten dies allerdings schon als mögliche Vorbereitung für den Ernstfall. Die Welt spekuliert, dass die CDU-Chefin Änderungsmaßnahmen vorsieht. So viel steht fest: Wenn SPD-Ministerin Katarina Barley nach Brüssel wechselt, wird es zu einer Kabinettsumbildung kommen. Ob das auch die Kanzlerin betrifft, ist aber fraglich.
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