Kämpfe im Sudan: Wie eine junge Mutter mit ihrem behinderten Kind entkam

Kämpfe im Sudan: Wie eine junge Mutter mit ihrem behinderten Kind entkam
Im Südsudan nahm die Odyssee ein glückliches Ende. Das Land hat bereits 200.000 Flüchtlinge aus dem Norden aufgenommen.

Nawal, erst 17 Jahre alt, war mit ihrer einjährigen Tochter Nyakhan auf dem Weg ins Spital in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Doch die beiden sollten es nie erreichen: Die Kämpfe rivalisierender Gruppen verunmöglichten den so dringend benötigten Krankenhausbesuch, denn das Mädchen leidet unter einem Hydrozephalus – dabei sammelt sich Flüssigkeit im Kopf, der diesen anschwellen lässt. Wird diese Flüssigkeit nicht regelmäßig abgesaugt, führt dies zu Gehirnschäden, letztlich zum Tod.

Mutter und Tochter hatten keine andere Wahl als Flucht. Nach einer mehrtägigen Lkw-Fahrt erreichte das Duo den Südsudan. „Nyakhan war in einem sehr schlechten Zustand“, sagt Sophia Mohammed, Landesdirektorin der Hilfsorganisation „Licht für die Welt“ im Südsudan, zum KURIER. Und sie erzählt über ein Happy Ende.

"Brauchen dringend Hilfe"

Aufopferungsvoll kümmerte sie sich um die Kleine, hat aber momentan so viele Klienten, dass sie gar nicht weiß, wo anfangen: Schon mehr als 500.000 Menschen sind in Sudans Nachbarländer geflüchtet, mehr als 200.000 davon in den Südsudan. Oftmals seien es Rückkehrer, die davor vor den Kämpfen in ihrer Heimat in den Norden geflüchtet waren – und jetzt neuerlich das Weite suchen müssen. „Eine von sechs Personen, die jetzt bei uns Schutz suchen, hat eine Behinderung“, sagt Sophia Mohammed, 43, die sich mit „Licht für die Welt“ für Sehbehinderte und Menschen mit Defiziten einsetzt. „Wir sind dringend auf internationale Unterstützung angewiesen, es fehlt an Zelten, Hygieneartikel, Mittel zur Gesundheitsversorgung der Menschen. Außerdem brauchen wir dringend Rollstühle, weil die bei der überstürzten Flucht zurückgelassen wurden.“

Kämpfe im Sudan: Wie eine junge Mutter mit ihrem behinderten Kind entkam

Sophia Mohammed, Landesdirektorin der Hilfsorganisation „Licht für die Welt“ im Südsudan

Die Ankommenden würden jedenfalls von schlimmen Szenen berichten, die sich auf Khartums Straßen abspielten: „Viele erzählen, dass sie hungern mussten. Sie hätten zwar Geld gehabt, um auf dem Markt einzukaufen, aber entweder habe es dort nichts mehr gegeben, oder sie hätten nicht hingehen können, weil es viel zu gefährlich gewesen wäre. Auch die Gesundheitsversorgung sei schlimm gewesen. Es bleibt nur die Flucht.“

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Wobei die Situation im Südsudan auch alles andere als stabil sei. „Immer wieder ereignen sich Verteilungskämpfe vor allem zwischen Farmern und Viehzüchtern. Dazu kommt, dass die Lebenshaltungskosten sehr hoch sind. Ein Beispiel: Ein Lehrer erhält rund 15.000 Pfund monatlich, damit kann er sich im Restaurant gerade eine Mahlzeit leisten. Ich bewundere die Leute, wie sie hier den Alltag meistern“, sagt die 43-Jährige.

"Kraft für die Arbeit"

Doch bei all den Herausforderungen gibt es immer wieder Grund zur Hoffnung: „Wir konnten erreichen, dass die kleine Nyakhan jetzt nach Ägypten zur dringend notwendigen Behandlung ausgeflogen werden kann. Solche Erfolgserlebnisse geben Kraft für die weitere Arbeit.“

Spendenkonto: Licht für die Welt. IBAN: AT92 2011 1000 0256 6001

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