Ein Richter sagte, der Fall werde nun an das erstinstanzliche Gericht zurückgeschickt mit der Weisung, die Entscheidung über eine Auslieferung Boris Johnsons Innenministerin Priti Patel zu überlassen. Von ihr wird erwartet, eine solche abzustempeln. Assanges Team kündigte sofort eine Berufung beim britischen Höchstgericht an, die dieses jedoch ablehnen kann.
Viele Wendungen
Nick Vamos, Ex-Leiter der Abteilung Auslieferungen bei der Strafverfolgungsbehörde Englands, sagte der BBC, ein Berufungsprozess könne das jahrelange Tauziehen um Assange um bis zu etwa sechs weitere Monate verlängern. Ansonsten aber könnte es für ihn womöglich schon im Jänner "vorbei sein", meinte er. "Die US-Marshals werden Flugzeuge schicken und wenn es keine Berufung mehr gibt, wird er in das Flugzeug steigen." Aber Vamos betonte auch, dass der juristisch und politisch heftig diskutierte Fall schon bisher "viele Drehungen und Wendungen" hatte, und in seinem Ex-Job nur eine Regel galt: "Die Auslieferung ist erst beendet, wenn das Fahrwerk am Flugzeug eingefahren ist."
Die USA werfen Assange, der im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh sitzt, vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben. Damit hätten sie das Leben von Informanten gefährdet. Unterstützer sehen Assange aber als investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen aufdeckte.
Gerade am Tag der Menschenrechte zeigten Fernsehbilder empörte Anhänger vor dem Gerichtsgebäude "Schande, Schande" rufen. Stella Moris, Assanges Verlobte, nannte das Urteil "gefährlich" und sagte: "Julian verkörpert, was es bedeutet, in einer freien Gesellschaft zu leben und Pressefreiheit zu haben."
Kommentare