Was geplant ist: Unter anderem sollen „Impulskäufe“ von Süßigkeiten im Supermarkt unterbunden werden, indem eine prominente Platzierung untersagt wird. „Buy one, get one free“-Angebote und TV- sowie Online-Werbung für Junk Food vor 21 Uhr werden verboten. Zudem ist eine Fitness-Kampagne der Regierung geplant – umgerechnet elf Millionen Euro sollen fließen. Dabei soll Radfahren empfohlen werden, zumal Johnson selbst viele Wege mit dem Drahtesel zurücklegt.
28 Prozent fettleibig
Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2018 sind 28 Prozent der erwachsenen Engländer fettleibig und weitere 35 Prozent übergewichtig, und im Rest des Königreiches sieht es nicht viel anders aus. „Unser großartiges Land ist etwas dicker als viele andere Länder in Europa“, kommentierte Johnson in einem BBC-Interview die Zahlen.
Werbeindustrie ist erzürnt
Auf Kritik stoßen die Initiativen bei der Nahrungsmittel- und Werbeindustrie. Bekrittelt wird, dass es nur „spärliche“ Beweise für positive Auswirkungen der Maßnahmen auf den Kalorienverbrauch gäbe. Werbeverbote seien nicht die Antwort auf das Problem. Kämen sie dennoch, würde das laut Schätzungen einen jährlichen Umsatzeinbruch von mehr als 200 Millionen Pfund (220 Mio. Euro) bedeuten. Tim Rycroft von der Food and Drink Federation spricht von einem „Schlag ins Gesicht der britischen Lebensmittel- und Getränkehersteller“.
Professor Pete Dorey von der Universität Cardiff sagt im KURIER-Gespräch, dass Fettleibigkeit „ein politisches Minenfeld in Großbritannien ist“, weil sie unter Ärmeren weiter verbreitet sei als unter Wohlhabenden: „Jeder Politiker, der die Bekämpfung ankündigt, wird wahrscheinlich beschuldigt, ,fat shaming’ zu betreiben und die Armen ins Visier zu nehmen“, so der Politologe.
Erwartet wird, dass Johnson auch Kritik aus der eigenen Partei ernten wird. „Die konservative Rechte wird das als staatliche Einmischung anprangern“, meint Dorey, etwas, wogegen sich Johnson selbst in der Vergangenheit ausgesprochen hatte.
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