Joe Biden nach Rücktrittsgerüchten: "Niemand drängt mich raus"
US-Präsident Joe Biden will offenbar an seiner Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten festhalten. Nach Angaben zweier Vertrauter betonte Biden in einem Gespräch am Mittwoch, dass er sich weiterhin dem Kampf um seine Wiederwahl verschrieben habe.
In einem Telefonat mit seinen Wahlkampfmitarbeitern habe der amtierende Präsident versucht, Zuversicht auszustrahlen. "Niemand drängt mich zum Rücktritt", habe Biden in dem Telefonat gesagt (engl. “No one’s pushing me out"). Und: "Ich werde nicht gehen." Auch seine Sprecherin Karine Jean-Pierre antwortete auf die Frage, ob der 81-Jährige nach seiner weithin als schwach bewerteten Wahldebatte einen Rückzieher prüfe: "Absolut nicht."
Davor hatte ein Bericht der Zeitung New York Times für Aufsehen gesorgt, wonach Biden sich gegenüber einem Verbündeten besorgt gezeigt haben soll über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Ein Biden-Sprecher wies den Bericht als "absolut falsch" zurück.
Sorgen über geistige und körperliche Fitness
Bidens Auftritt bei der ersten Live-Debatte gegen Trump am Donnerstag vergangener Woche hatte Sorgen über seine geistige und körperliche Fitness ausgelöst. Am Mittwochabend veröffentlichten die New York Times und das Wall Street Journal Umfragen, in denen der republikanische Bewerber Donald Trump übereinstimmend mit sechs Prozentpunkten vor Biden liegt.
Zwar haben hochrangige Demokraten dem Amtsinhaber in den vergangenen Tagen die Treue gehalten. Am Mittwoch forderte jedoch mit Raul Grijalva aus Arizona der zweite Kongressabgeordnete Biden offen auf, seine Bewerbung zurückzuziehen, wie die New York Times berichtete.
Zudem sprach erstmals ein hochrangiger Demokrat über den möglichen Ablauf nach einem Ausscheiden Bidens. Der Abgeordnete Jim Clyburn - der den Ruf eines Königsmachers bei den Demokraten genießt - sagte dem Sender CNN, es könne "Mini-Vorwahlen" geben. Wenn Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl antreten würde, bräuchte sie zudem selbst einen neuen Vize.
"Und damit würde all das uns die Gelegenheit geben, nicht nur zu prüfen, wer an der Spitze der Liste stehen sollte, sondern auch, wer für den zweiten Platz am besten geeignet wäre." Clyburn hatte sich am Dienstag bereits für Harris als Ersatzkandidatin ausgesprochen, sollte es soweit kommen.
Andere Kandidaten schneiden laut Erhebung schlechter ab
Auch aus Kreisen der Demokraten war in den vergangenen Tagen verlautet, Harris stehe trotz aller Vorbehalte an erster Stelle der möglichen Bewerber. Die 59-Jährige hat sich in ihrem Amt schwer getan, in Bidens Wahlkampfteam wurde sie von vielen lange als potenzielle Belastung empfunden. In einer am Dienstag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Erhebung hatte sie wie Biden auch faktisch gleichauf mit Trump gelegen. Andere mögliche Kandidaten schneiden laut der Erhebung eher schlechter ab.
In den USA stand ein langes Wochenende über die Feiern zum Unabhängigkeitstag am Donnerstag bevor. Bereits für Mittwochabend 18.30 Uhr (US-Ostküstenzeit; 00.30 Uhr Donnerstag MESZ) war ein Treffen von Biden mit demokratischen Gouverneuren im Weißen Haus geplant.
Verschiedenen Medienberichten zufolge sind in den kommenden Tagen auch ein Interview mit dem Sender ABC und Wahlkampf-Auftritte in Pennsylvania und Wisconsin vorgesehen. Laut dem von der Regierung dementierten Bericht der New York Times soll der Biden-Verbündete erklärt haben, dieser wisse, dass die Lage eine andere sein werde, wenn es bis zum Ende des Wochenendes noch zu zwei weiteren derartigen Auftritten wie vergangene Woche kommen würde.
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