TV-Duell: Bidens Auftritt löst "Panik" bei den Demokraten aus

TV-Duell: Bidens Auftritt löst "Panik" bei den Demokraten aus
Im TV-Duell gegen Donald Trump machte der amtierende Präsident keine gute Figur. Kommentatoren sind entsetzt über Bidens Auftritt.

Gut vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump in einem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert. 

Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten seit Oktober 2020.

In der auf 90 Minuten angelegten Debatte stritten sie unter anderem über den Zustand der Wirtschaft, Abtreibung sowie die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen und Golf. Ja, Golf. Er könne den Ball sehr weit schlagen, Biden hingegen könne den Ball keine 50 Yards weit schlagen, sagte Trump auf eine Frage zu seinem Alter. 

"Ich denke, ich bin in sehr guter Form", betonte der 78-Jährige. Bidens Form ließ an dem Tag jedoch sichtbar zu wünschen übrig.

Biden kam nur in der Debatte nur kaum bzw. langsam aus den Startlöchern, trat zögerlich auf, versprach sich oft und gab auch nicht immer passende Antworten. In einem Satz verwechselte er Billionäre und Milliardäre, im nächsten Millionen und Milliarden. Zwischendurch zwinkerte er nervös. 

Dann begann er einen Satz, der einfach nicht enden wollte. "Wir wären in der Lage, dafür zu sorgen, dass all die Dinge, die wir tun müssen - Kinderbetreuung, Altenpflege, dafür sorgen, dass wir unser Gesundheitssystem weiter stärken", sagte der 81-Jährige, "dafür sorgen, dass wir in der Lage sind, jeder einzelnen Person ...".

Biden verlor den Faden. Er schloss die Augen, setzte erneut an. "Anspruch haben auf ... für das, was ich mit dem ..., dem Covid ..." Wieder schloss er die Augen. "Entschuldigung, ähm." Trump drehte sich zu ihm, mit fragendem Blick.

Die Pause dauerte an. Dann blickte Biden auf, bevor der CNN-Moderator Jake Tapper ihn abwürgte und sagte: "Danke, Herr Präsident." Bidens Redezeit war abgelaufen.

Biden: "Medicare besiegt"

Bei einem Austausch über die Pandemie erklärte der 81-Jährige, man habe "endlich Medicare besiegt" (engl. "We finally beat Medicare") unter Anspielung auf einen Teil des US-Gesundheitssystems. Gemeint war vermutlich Covid. 

Trump griff die Aussage mit einem Wortspiel auf, das auf verschiedenen Bedeutungen des Verbs "to beat" beruht: "Er hat Recht. Er hat Medicare wirklich geschlagen. Er hat es zu Tode geprügelt." Auf dem Kurznachrichtendienst X verbreiteten Trumps Anhänger sofort Videoclips von Bidens Versprecher.

Kommentatoren entsetzt, Panik bei den Dems

US-Politkommentatoren haben sich in ersten Einschätzungen entsetzt über Bidens Auftritt geäußert. Beim Sender CNN warfen mehrere Experten dem 81-Jährigen unklare Aussagen und verwirrtes Verhalten vor. 

"Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird", sagte David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen, kurz nach dem Ende der Debatte.

Hinter den Kulissen der Demokratischen Partei soll die Leistung des 81-Jährigen "Panik" ausgelöst haben. Experte John King hatte die Analyse mit der Aussage eröffnet, dass das TV-Duell "eine tiefe, breite und sehr aggressive Panik in der Demokratischen Partei" ausgelöst habe. 

"Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang", ergänzte Politikjournalistin Abby Phillip.

"Vor dem Donnerstagabend hatten viele Amerikaner ihre Sorgen über Joe Bidens Alter und Eignung fürs Amt geäußert. Zu sagen, dass diese Debatte diese Sorgen nicht gerade zum Schweigen brachte, wäre wohl eine der größten Untertreibungen des Jahres", kommentierte die britische BBC.

TV-Duell: Bidens Auftritt löst "Panik" bei den Demokraten aus

"Donald Trump wirkte kämpferischer"

"Mit heiserer Stimme, stotternd und ohne die Sätze zu beenden, gelang es Joe Biden nicht, die Bedenken wegen seines Alters (81) zu zerstreuen. Der 78-jährige Donald Trump wirkte kämpferischer. Noch nie zuvor mussten die Amerikaner zwischen Kandidaten entscheiden, die beide so alt waren", heißt es in der Le Monde.

Harris rückt zur Verteidigung aus

US-Vizepräsidentin Kamala Harris rückte indes zu Bidens Verteidigung aus. "Ja, da war ein holpriger Start, aber auch ein sehr starker Schluss", sagte Harris gegenüber CNN. 

Man habe einen Präsidenten erlebt, der einen starken Kontrast zu seinem Konkurrenten gezeichnet habe, und Trump habe "wieder und wieder" gelogen.

"Die Menschen können über den Stil diskutieren, aber am Ende muss es bei dieser Wahl um Substanz gehen", sagte Harris. 

Sie erlebe Biden seit dreieinhalb Jahren im Weißen Haus als Mann, der erfolgreiche Arbeit für das amerikanische Volk leiste, sagte die Vizepräsidentin.

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