Es begann im März 2021: Bidens lange Liste verbaler Ausrutscher
"Ich bin leider eine Maschine, die Ausrutscher produziert", sagte Joe Biden bereits im Jahr 2018 selbstkritisch. Damals war er noch lange nicht US-Präsident, hatte jedoch bemerkenswert ehrlich auf die Frage eines Journalisten geantwortet, welche seiner Eigenschaften einer möglichen Präsidentschaftskandidatur schaden könnte.
Doch im Wahlkampf 2020 leistete sich Biden keine schweren Ausrutscher, gewann die Wahl gegen Donald Trump und zog ins Weiße Haus ein.
Heute, zwei Wochen nach der fatalen Darbietung im ersten TV-Duell des diesjährigen Wahlkampfs, spricht die ganze Welt darüber, ob der 81-Jährige noch mental fit genug für den wohl anspruchsvollsten Job der Welt ist.
Dabei war das Desaster auf CNN bei weitem nicht der erste Auftritt, bei dem Biden Namen und Orte verwechselte, nuschelte oder den Faden verlor. Die Liste seiner verbalen und physischen Ausrutscher in der Öffentlichkeit lässt sich bis ins Jahr 2021 zurückverfolgen. Ein Überblick:
- 19. März 2021: Das erste Video, auf dem Biden unsicher auf den Beinen wirkt, geht um die Welt. Beim Versuch, die Stufen der Air Force One in Atlanta hinaufzulaufen, stolpert der Präsident gleich dreimal. Sein Pressestab schob den Vorfall auf starke Windböen.
- 1. März 2022: Bei seiner "State of the Union"-Rede, die der US-Präsident jährlich vor den Abgeordneten beider Parlamentskammern (Senat und Repräsentantenhaus) hält, verwechselt Biden zum ersten Mal in der Öffentlichkeit Begrifflichkeiten. Unter anderem sagt er, Wladimir Putin werde "niemals das Herz und die Seele des iranischen Volkes gewinnen", meint aber natürlich das ukrainische Volk.
- 18. Juni 2022: Nach einer morgendlichen Fahrrad-Tour mit seiner Ehefrau Jill Biden winkt der Präsident fröhlich einer Gruppe Journalisten zu. Sekunden später fällt er seitlich vom Rad. Auf die Frage, wie es zum Sturz kam, meint Biden, er sei mit seinem Fuß im Zehenkäfig hängen geblieben.
- 28. September 2022: Einer der wirrsten Momente: Bei einem Auftritt, bei dem Biden vor einigen demokratischen Kongressabgeordneten zur Lebensmittelsicherheit in den USA sprechen sollte, fragt Biden in die Runde: "Jackie, bist du da? Wo ist Jackie? Sie muss doch da sein." - gemeint ist die Demokratin Jackie Walorski, die ein Monat zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.
- 7. Oktober 2022: Biden beginnt eine Rede in Maryland mit dem Satz: "Lasst mich mit zwei Worten beginnen: 'Made in Ameria'".
- 1. November 2022: Bei einem Wahlkampfauftritt in Florida führt Biden die steigende Inflation in den USA auf den "Krieg im Irak" zurück, meint aber die Ukraine. Als ihm das auffällt, sagt er: "Ich habe an den Irak gedacht, weil mein Sohn dort gestorben ist." Doch sein Sohn Beau Biden kehrte 2009 lebend aus dem Irak zurück - er starb erst sechs Jahre später in den USA an einem Hirntumor.
- 21. Mai 2023: Beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima sagt Biden vor Journalisten, er habe "ein längeres Gespräch mit Präsident Loon aus Südkorea geführt". Gemeint war der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol.
- 1. Juni 2023: Biden stürzt erneut, diesmal über einen schwarzen Sandsack auf der Bühne der Absolventenfeier der US Air Force. Anschließend scherzt der Präsident jedoch sofort und sagt, er sei "gesandsackt" worden.
- 8. Juni 2023: Biden spricht den britischen Premierminister Rishi Sunak zunächst als "Präsident" an, lacht dann aber sofort und korrigiert sich mit den Worten: "Ich habe Sie gerade befördert."
- 16. Juni 2023: Bei einer Rede auf einer Konferenz zu strengeren Waffengesetzen wirkt Biden gut aufgelegt. Sein Schlussatz "Gott schütze die Queen, Mann" bleibt aber bis heute rätselhaft.
- 27. Juni 2023: Schon wieder verwechselt Biden die Ukraine und spricht bei einer Rede zu Waffenlieferungen für Kiew von einem "Angriff auf den Irak". In derselben Rede nennt er den indischen Premierminister Narendra Modi den "Anführer eines einst kleinen Landes, das jetzt das größte der Welt ist - China". Hier korrigiert sich Biden jedoch umgehend.
- 28. Juni 2023: Auch am nächsten Tag sagt Biden vor Journalisten, dass Putin "den Krieg im Irak" zu verlieren drohe.
- 10. September 2023: Bei einer Pressekonferenz zur geopolitischen Situation und den Beziehungen zu China wirkt Biden extrem müde, macht lange Pausen, bekommt jeden Satz aber noch sinnvoll zu Ende. Dann sagt er: "Ich weiß nicht, was Sie heute noch vorhaben, aber ich werde ins Bett gehen." Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre springt sofort auf und beendet die Pressekonferenz, Fragen sind nicht mehr gestattet.
- 26. September 2023: Biden stürzt erneut in der Öffentlichkeit, diesmal, als er die Stufen der Air Force One in Michigan hinabsteigen will.
- 22. Jänner 2024: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Innenminister Alejandro Mayorkas stellt Biden diesen den anwesenden Journalisten als "Gesundheitsminister Xavier Becerra" vor.
- 4. Februar 2024: In Las Vegas erzählt Biden auf einer Wahlkampfveranstaltung eine Anekdote von einem Gespräch mit "Mitterand aus Deutschland", korrigiert sich dann schnell: "Ich meine natürlich: Mitterand aus Frankreich". Gemeint war aber wohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
- 13. Juni 2024: Bei einer Juneteenth-Feier, also dem Tag, an dem in den USA die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung aus der Sklaverei gefeiert wird, steht der Präsident bei einer Musikeinlage in erster Reihe auffällig still, während alle Personen rund um ihn - darunter Vizepräsidentin Kamala Harris - tanzen. Das Video schlägt hohe Wellen in den sozialen Medien, wo es heißt, Biden sei "eingefroren".
- 27. Juni 2024: Der negative Höhepunkt der fatalen Biden-Auftritte - und möglicherweise das Ende seiner Ambitionen für eine zweite Amtszeit. Beim ersten TV-Duell des laufenden Präsidentschaftswahlkampf wirkt Biden auf CNN völlig neben der Spur: Er ist heiser, spricht langsam und nuschelnd, verliert mehrfach den Faden. Auch, wenn Biden dazwischen durchaus gute Momente hatte, wirken die vielen, schweren Ausrutscher innerhalb von nur 90 Minuten Sendezeit nach.
- 4. Juli 2024: Bei einem Interview mit einem Radiosender in Philadelphia spricht Biden stolz über seine Vizepräsidentin Kamala Harris, rutscht nach einer kurzen Pause mitten im Satz aber in ein offenbar angelerntes Statement über sich selbst: "Übrigens bin ich, wie gesagt, stolz, die erste Vizepräsidentin und erste schwarze Frau … zu sein, die unter einem schwarzen Präsidenten gedient hat."
- 11. Juli 2024: Bei seiner Rede zum Abschluss des NATO-Gipfels in Washington wollte Biden die inzwischen immer lauter gewordenen Kritiker mit einem soliden Auftritt beruhigen. Dabei unterliefen ihm aber wieder zwei schwere Patzer, bei denen er peinlicherweise Verbündete und Widersacher verwechselte: Zuerst nannte er Kamala Harris "Vizepräsidentin Trump", dann stellte er den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij als "Präsident Putin" vor.
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