Nach Landwirtschaftsminister Totschnig will nun auch die deutsche Ressortverantwortliche für Umwelt einen schnelleren Abschuss der Vierbeiner. Und auch in Brüssel setzt ein Umdenken ein.
„Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen.“ Mit diesen Worten begründete die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke (GRÜNE) in der Welt ihren Vorstoß, den Urhebern derartiger Attacken vehementer zu Leibe zu rücken. „Mein Ziel ist klar: Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und und unbürokratischer möglich sein.“
Auch die FDP, die ja mit den Grünen und der SPD in der Berliner „Ampelkoalition“ mitregiert, hat ein Positionspapier zu dem Thema erarbeitet. Dort wird laut Welt ein „zeitgemäßer Umgang mit dem Wolf“ gefordert. „Spielräume der europäischen Gesetzgebung“, die dem Vierbeiner weit reichenden Schutz gewährt, müssten genutzt werden. In der Bundesrepublik gibt es etwa 1.200 nachgewiesene Wölfe. Und sie werden immer mehr.
Die Initiativen in Deutschland dürften Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) freuen. Denn erst in der Vorwoche hatte der Tiroler bei einem Treffen mit seinem schwedischen Amtskollegen Peter Kullgren von den Christdemokraten am Rande des Europäischen Forums Alpbach eine Senkung des Schutzstatus des Wolfes gefordert: „Ein Weiter wie bisher geht nicht.“ Ein Monitoring solle konkrete Daten liefern. Außerdem werde sich Totschnig bemühen, wie er sagte, in anderen EU-Staaten Verbündete zu finden.
Gefahr für Menschen
Unverhofft hat er seit Montag in Person von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine potenzielle Mitstreiterin gefunden: „Die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist eine reale Gefahr geworden für Viehherden und potenziell auch für Menschen.“
Sie kündigte an, dass die strengen EU-Schutzregeln für das Raubtier eventuell gelockert werden könnten – auf Grundlage einer europaweiten Datensammlung, die bis Jahresende abgeschlossen sein soll. Dann werde man eine Entscheidung treffen.
Jetzt schon ermunterte die 64-Jährige die Kommunen, die derzeitigen Spielräume für den Abschuss von problematischen Wölfen mutig zu nutzen. Es sei „völlig richtig“, dass lokale Behörden bei klarer Gefahr eine Bejagung erlauben: „Die Kommission wird deren Abwägungsentscheidung nicht in Frage stellen.“
Genau diese „regionalen Lösungen“ hatte Stephan Weil, sozialdemokratischer Ministerpräsident Niedersachsens, jüngst eingefordert und für einfachere Wolfsentnahmen plädiert. Hintergrund: In dem deutschen Bundesland waren im Landkreis Stade vor zwei Wochen bei einem mutmaßlichen Wolfsangriff 55 Schafe (der insgesamt rund 100 Tiere umfassenden Herde) getötet oder tödlich verletzt worden – trotz eines wolfsabweisenden Schutzzaunes.
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