Jemen: Humanitäre Hilfe in Hauptstadt kollabiert

Ein militanter Houthi in Sanaa.
Hilfsorganisationen müssen Leistungen vorerst einstellen. Der Iran droht den Angreifern mit dem Zorn der Bevölkerung. Sohn des getöteten Ex-Präsidenten will Houthis vertreiben.

Nach der Eskalation der Gewalt im Jemen ist die humanitäre Hilfe in der Hauptstadt Sanaa fast völlig zusammengebrochen. Wegen der Sicherheitslage hätten alle Leistungen vorerst eingestellt werden müssen, teilten mehrere internationale Hilfsorganisationen am Dienstag mit.

Der eskalierende Konflikt verschärfe die bereits katastrophale humanitäre Situation, warnten CARE, Oxfam, Save the Children und andere Organisationen. Sie forderten eine sofortige Waffenruhe in Sanaa. In dem Bürgerkriegsland war in der vergangenen Woche das Bündnis zwischen den schiitischen Houthi-Rebellen und den Anhängern des Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh zerbrochen. In Sanaa brachen heftige Kämpfe zwischen beiden Seiten aus. Kampfflugzeuge der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition bombardierten Houthi-Stellungen. Bei den Kämpfen töteten die Rebellen am Montag auch Ex-Präsident Saleh.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte am Dienstag über Twitter, bei einem Luftangriff am Sonntag sei in der Stadt Haja nordwestlich von Sanaa auch ein von ihr unterstütztes Krankenhaus beschädigt worden. Auf medizinische Einrichtungen werde im Jemen vorsätzlich keine Rücksicht genommen. Nach rund drei Jahren Bürgerkrieg erlebt der Jemen derzeit eine der weltweit schlimmsten humanitären Krisen. Von den 27 Millionen Einwohnern des Landes sind nach UN-Angaben rund zwei Drittel auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Wegen einer Blockade der saudi-arabischen Koalition kommen aber zu wenige Güter ins Land. Die UN warnten, wegen der Blockade drohe dem Land eine Hungerkatastrophe.

Seit dem Ausbruch der neuen Kämpfe vor rund einer Woche sind in Jemens Hauptstadt Sanaa nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 234 Menschen ums Leben gekommen. Rund 400 Menschen seien dort in diesem Zeitraum verletzt worden, erklärte IKRK-Sprecherin Iolanda Jaquemet am Dienstag. Nach heftigen Luftangriffen bis zum frühen Morgen habe sich die Lage beruhigt.

Iran droht: Angreifer werden Handeln bereuen

Angesichts der neuerlichen Luftangriffe der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition auf Jemens Hauptstadt Sanaa hat Irans Präsident Hassan Rouhani eine indirekte Drohung ausgesprochen. "Die Bevölkerung des Jemen wird die Angreifer ihr Handeln bereuen lassen", sagte Rouhani am Dienstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

Rouhani äußerte sich einen Tag nach der Tötung des jemenitischen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh durch die vom Iran unterstützten schiitischen Houthi-Rebellen. Die Tötung Salehs löste eine verstärkte Offensive der von Riad angeführten Militärkoalition auf Sanaa aus.

Im Bürgerkrieg im Jemen spielte Saleh eine wichtige Rolle. Mit den Houthis ging er eine Allianz ein, die vom schiitischen Iran gestützt wurde. Sie kämpfte gegen Kräfte, die von der rivalisierenden sunnitischen Regionalmacht Saudi-Arabien gestützt wurden. Am Wochenende war es zu einem offenen Bruch zwischen den Houthi-Rebellen und Saleh gekommen.

Ahmed Ali Saleh will "Houthis aus Jemen vertreiben"

Der Sohn von Ex-Präsident Saleh hat einem TV-Bericht zufolge zu einem Rachefeldzug gegen die Aufständischen aufgerufen. "Ich werde den Kampf anführen, bis der letzte Houthi aus dem Jemen vertrieben ist", zitierte der TV-Sender al-Ekbariya am Dienstag Ahmed Ali Saleh. Die Gefolgsleute seines Vaters sollten Jemen "von den iranischen Houthi-Milizen" zurückerobern. "Das Blut meines Vaters wird für den Iran zur Hölle werden", sagte der unter Hausarrest in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebende Ahmed Ali dem Sender, der im Besitz Saudi-Arabiens ist. Die Echtheit des Berichts konnte zunächst nicht überprüft werden.

Die Arabische Liga hat die Tötung von Saleh durch die Houthi-Rebellen verurteilt. Die Tötung zeige die "kriminelle Natur" der schiitischen Rebellen, sagte Liga-Chef Ahmed Abul Gheit am Dienstag. Er warnte zugleich vor einer "Explosion der Sicherheitslage" im Jemen.

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