Asselborn: "Migration oder Corona - wir haben jedes Mal eine Solidaritätskrise"

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn über "Grenzschutz-Fetischismus" und seine Sorge, warum die EU in der Corona-Krise an einem Wendepunkt steht.

Der "nationale Krämergeist" der europäischen Staaten, der die EU oft daran hindert, gemeinsame Lösungen zu finden, ärgert Jean Asselborn. Besonders jetzt, in der Coronakrise, kritisiert der wortgewaltige Außenminister Luxemburgs die mangelnde Solidarität in der EU. Und weil auch beim alten Streitthema Migration, bei dem Asselborn auch des öfteren Kanzler Kurz kritisierte, kaum etwas weiter geht, setzte er eine eigene Initiative: Luxemburg holte in der Vorwoche zwölf unbegleitete Jugendliche aus den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln. Deutschland zog nach und holte knapp 50 Jugendliche.

KURIER: Sie appellieren dafür, dass sich die anderen EU-Staaten diesem Beispiel anschließen. Was lässt Sie hoffen, Gehör zu finden?

Jean Asselborn: Wir haben eine Chance, dass Portugal, Irland, Finnland und vielleicht Frankreich mitziehen, eventuell auch Belgien, Bulgarien, Kroatien und Litauen. Das wären zusammen mit Deutschland zehn Länder. Das Ziel war: Wenn jedes Mitgliedsland zehn jugendliche Migranten pro halbe Million Einwohner aufnehmen würde, wäre das Problem gelöst.

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