Jahrestag der Sozialproteste in Chile: Kirchen gehen in Flammen auf
Am Jahrestag der heftigen Proteste gegen soziale Ungleichheit und die konservative Regierung in Chile sind in der Hauptstadt Santiago de Chile am Sonntag mindestens zwei Kirchen in Brand gesteckt worden. Auf Fotos war zu sehen, wie der Turm der "Parroquía de la Asunción" einstürzte, weil die Struktur des Gebäudes den Flammen nicht mehr standhielt. Sie ist eine der ältesten Kirchen Santiagos.
Chilenischen Medienberichten zufolge war zuvor auch die "Iglesia de San Francisco de Borja" angezündet worden, die regelmäßig von der Polizei für Zeremonien genutzt wird. Tausende Demonstranten hatten sich zunächst friedlich auf der Plaza Italia, von einigen auch "Plaza de la Dignidad" (Platz der Würde) genannt, versammelt.
Großaufgebot der Polizei
Chiles Polizeiführung hatte nichts anderes erwartet: Gleich 40.000 Polizisten standen nach Informationen der Zeitung El Mercurio am ersten Jahrestag der heftigen Proteste gegen die konservative Regierung bereit. Im Oktober und November 2019 waren in Chile täglich Tausende auf die Straße gegangen, um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftssystem zu fordern.
Mehr als 30 Menschen kamen dabei ums Leben. Wegen ihres oft brutalen Vorgehens war die Polizei in Chile in die Kritik geraten. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte erlitten bei den Sozialprotesten 460 Demonstranten Augenverletzungen, weil die Beamten teilweise offenbar gezielt mit Gummigeschossen in Gesichter feuerten. Zwei erblindeten vollständig, 35 weitere verloren ein Auge. "Wir haben viele Lektionen gelernt", sagte Yáñez nun. So seien über 7.000 Beamte in Menschenrechtsfragen und moderner Polizeitaktik geschult worden.
Abstimmung über Verfassung
Zuletzt hatten die Proteste in dem südamerikanischen Land wieder zugenommen. Am 25. Oktober stimmen die Chilenen darüber ab, ob sie eine neue Verfassung wollen - dies war eine der Kernforderungen der Demonstranten im vergangenen Jahr. Der aktuelle Text von 1980 stammt noch aus Zeiten der Diktatur von General Augusto Pinochet.
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