Warum immer mehr Briten für Exit vom Brexit sind
Mehr als sechs Jahre nach dem Referendum ist der Brexit für viele Briten weiter eine offene Wunde. Auch der Ende 2020 erreichte Handelsvertrag, mit dem Ex-Premier Boris Johnson den EU-Austritt zu „vollenden“ versprach, hat daran nichts geändert. Im Gegenteil: das Nordirland-Protokoll führt immer wieder zu Zwist.
Ein Jahr danach meinten mehr als 60 Prozent der Briten, der Brexit sei schlecht oder schlechter als erwartet verlaufen, fand Opinium heraus. Sogar 42 Prozent seiner Befürworter hatten da schon eine negative Meinung. Auch seither bestätigen Umfragen regelmäßig Brexit-Trübsal. So meinten in einer im September präsentierten Umfrage 54 Prozent, sie würden jetzt für einen EU-Beitritt stimmen.
"Nicht vollendet"
„Die meisten Briten glauben, der Brexit ist nicht „vollendet“, schrieb kürzlich das Tony Blair Institute for Global Change. Ganze 59 Prozent meinten in einer Befragung, er habe die britische Wirtschaft verschlechtert, inklusive 34 Prozent der Befürworter. 70 Prozent wollten eine engere Beziehung zur EU.
Der Wert des Güterhandels aus dem Land in die EU liegt 16 Prozent unterhalb des ohne Brexit theoretisch erwartbaren Niveaus, errechnete auch das Economic and Social Research Institute in Irland. In die Gegenrichtung fand es einen Abfall von 20 Prozent. Und laut Schätzungen stiegen 2020 und 2021 britische Lebensmittelpreise um sechs Prozent aufgrund des Brexit. Vielleicht spricht der designierte britische Premier Rishi Sunak, der für den Brexit eintrat, anders als seine Vorgänger Liz Truss und Boris Johnson, deshalb selten von „Brexit-Dividenden“.
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