IV-Chef: Ein Präsident für schwierige Fälle

Knill ist bereits seit 20 Jahren in der steirischen IV aktiv
Der neue Chef Georg Knill muss die heimische Industrie einen und durch die Corona-Krise steuern. Er kommt aus einem Familienunternehmen.

Der Schachzug war taktisch geschickt. Mit dem Versprechen, einen Vertreter Oberösterreichs als Vizepräsidenten in sein Team zu holen, konnte der Steirer Georg Knill in der Stichwahl gegen den Vorarlberger IV-Kollegen Martin Ohneberg am Donnerstag auch die Stimmen des bedeutendsten Industrie-Bundeslandes gewinnen. Der dritte Kandidat um die Nachfolge von IV-Präsident Georg Kapsch, Ex-voestalpine-Chef Wolfgang Eder, war schon in der ersten Runde ausgeschieden. Knill gewann überlegen mit 94 zu 40 Stimmen gegen Ohneberg, den seine Nähe zum umstrittenen Investor Michael Tojner einbremste.

Der 47-jährige jüngere Sohn einer alteingesessenen steirischen Industriellenfamilie tritt mit der Nachfolge von Georg Kapsch an der Spitze der Industrie ein schwieriges Erbe an. Er muss die Gräben schließen, die sich in der einflussreichen Lobbying-Organisation aufgetan haben und in der ersten Dreier-Kampfabstimmung gipfelten.

Da ist es von Vorteil, dass Knill als Mann des Konsenses gilt und bereits 20 Jahre Erfahrung als Interessensvertreter hat, wenn bisher auch nur in der Steiermark. Er ist seit 2016 Präsident der dortigen IV, war zuvor Vize und Vorsitzender der Jungen Industrie. „Die Zeiten werden schwierig genug. Er hat die Qualitäten, die Industrie zu einen und wir werden gemeinsam marschieren“, attestiert ihm beispielsweise Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun, der selbst kurz überlegt hatte, bei der Wahl anzutreten.

Der Vater zweier Töchter gehört in der IV zur jungen Generation, stammt aber aus einer der ältesten Industrie-Dynastien des Landes. Gemeinsam mit seinem Bruder Christian (50) leitet er seit 2002 in zwölfter Generation die international aufgestellte Knill Gruppe, die mit 2.200 Mitarbeitern Komponenten für Energie und Maschinenbau herstellt. Die Historie des Traditionsunternehmens reicht bis ins Jahr 1702 zurück, unter dem Namen „Mosdorfer“ wurden an die Kaiserliche Armee Säbel geliefert. Das Firmenmuseum heißt bezeichnenderweise „Die Klingenschmiede“.

Wie das Unternehmen teilen sich die Brüder auch ihre Jobs als Interessensvertreter. Christian verhandelt bei den alljährlichen Lohnrunden der Metaller für die Arbeitgeber.

Krisenmanagement

Knill wird seine Fähigkeiten als Krisenmanager beweisen müssen. Jetzt gelte es, erklärte er nach seiner Wahl, „den Standort Österreich wieder stark aufzustellen“. Auf Knills To-do-Liste stehen die Vorziehung öffentlicher Investitionen, die Senkung der Lohnnebenkosten – „und auch bei der Körperschaftsteuer müssen wir etwas tun“. Ebenso wie seine Konkurrenten betont Knill, Österreich müsse zu den Besten gehören. Derzeit schneidet Österreich in allen wichtigen globalen Industrie-Rankings ziemlich mittelmäßig ab.

Um aus der Corona-Krise heraus zu kommen, könnte man „die Klimakrise gleich mitdenken und Österreich zu einem Green-Tech-Standort entwickeln“, sagte Knill in einem KURIER-Interview eine Woche vor der Wahl. Für den Aufstieg ins Spitzenfeld brauche es auch „Menschen mit der richtigen Qualifikation“, schneidet er das Bildungsthema an. Kein Thema ist für den neuen Chef am Schwarzenbergplatz die Vermögens- oder Erbschaftssteuer.

In der Aussendung nach der Wahl betonte Knill auch den „hohen Stellenwert der Freiheit und Unabhängigkeit der Industriellenvereinigung“. Die IV pflegt zwar für die Durchsetzung ihrer Klientel-Interessen meist gute Beziehungen zu den jeweiligen Regierungen, hat aber mit Parteipolitik nichts am Hut. Knill wird dem ÖVP-Lager zugerechnet, hat sich aber parteipolitisch nie exponiert. Für seine neue Funktion wird Knill gerade in einer Krise wie dieser viel Zeit brauchen. Günstig, dass er im Unternehmen nicht im operativen Tagesgeschäft ist.

Team

Fix in Knills Team ist Sabine Herlitschka. Die Chefin von Infineon-Österreich wird als erste Vizepräsidentin am Schwarzenbergplatz einziehen. Ebenfalls als Vize hat Philipp von Lattorff angedockt, Österreich-Chef des Pharmakonzerns Boehringer. Er soll von der Wiener Industrie forciert worden sein.

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