Italiens Parteichefs fühlen sich von Draghi ausgetrickst

Italiens Parteichefs fühlen sich von Draghi ausgetrickst
Noch vor dem Vertrauensvotum ziehen heftige Gewitterwolken über der neuen Regierung auf.

Aus Mailand
Andrea Affaticati

Heute, Mittwoch, stellt sich Italiens neuer Premier Mario Draghi dem Vertrauensvotum im Senat und morgen dem im Abgeordnetenhaus. Zwar sollte er in beiden Kammern die Mehrheit bekommen, doch bereits vor dem Votum zeigten sich am Horizont Gewitterwolken.

Das hat mit der Kabinettzusammensetzung zu tun. Die Parteivorsitzenden scheinen erst jetzt Draghis gewiefte Strategie bei der Wahl der Minister zu durchschauen. Er hat sich nämlich aus allen Parteien die Politiker ausgesucht, die nicht zu Alleingängen neigen, aber ihren Vorsitzenden, wenn nötig, Paroli bieten. Anders gesagt, den Parteichefs dämmert, dass Draghi sie ausgetrickst hat.

Aufstand bei Fünf Sternen

Den heftigsten Aufstand gibt es in der Fünf-Sterne-Bewegung. Die Basis lamentiert, abgesehen vom Außenministerium nur zweitrangige Posten zu belegen. Was sie noch wütender macht, ist das Gefühl, dass sie Gründer Beppe Grillo über den Tisch gezogen hat. Kurz vor der Online-Befragung letzten Freitag hatte dieser sie mit der Aussicht auf ein Superministerium für den ökologischen Übergang geködert, damit sie für die Regierung stimmen. Das Ministerium gibt es jetzt auch. Nur anders als von Grillo verkündet, wurden dafür nicht das für wirtschaftliche Entwicklung und das für Umwelt fusioniert. Ersteres blieb bestehen und wird von Giancarlo Giorgetti geführt, Stellvertreter des rechtsnationalen Lega-Chefs Matteo Salvini.

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