Italiener richtig sauer auf Kurz

Österreichs Außenminister bekommt in Italien auf immer härtere Kommentare ab. Er klinge wie ein Neonazi und wolle Lampedusa in ein Lager umwandeln, heißt es von unterschiedlichen Politikern.

Der Bürgermeister der italienischen Insel Lampedusa, Salvatore Martello, kritisiert Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Dieser hat am Donnerstag bei seinem italienischen Amtskollegen Angelino Alfano in Wien darauf gepocht, illegal in Italien via Mittelmeer eingetroffene Migranten nicht mehr von Inseln auf das Festland zu lassen. Für Lampedusa könnte das katastrophale Folgen haben.

Martello sagte darauf nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA:

"Eine derartige Aussage hätte ich mir von einem Neonazi, nicht von einem Vertreter eines EU-Landes erwartet. Offenkundig weiß Kurz nicht, wie groß Lampedusa ist. Er vergisst, dass hier 6.000 Einwohner leben, die sich als Europäer fühlen. Aus Kurz ́ Worte entnehme ich, dass er nicht weiß, wie Landungen von Flüchtlingsschiffen erfolgen und wie Migranten behandelt werden, die auf Lampedusa eintreffen. Er weiß nicht, welchen Einsatz diese Insel und ihre Einwohner für die Versorgung der Migranten leistet."

Auch der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende im EU-Parlament, der Italiener Gianni Pittella, hat Kurz nach seinen erneuerten Forderungen kritisiert. Pittella kommentierte auf Twitter.

"Kurz will Lampedusa in ein Internierungslager für Migranten umwandeln. Das ist nicht das Europa, für das wir uns einsetzen."

Anmerkung: In einer ersten Fassung der Meldung hieß es, Pitella hätte "Konzentrationslager" statt "Internierungslager" gesagt. Dieses Zitat wurde von der Agentur übermittelt. Bei näherer Betrachtung der Originalquelle erschien dem Kurier "Internierungslager" als die treffendere Übersetzung für das ursprüngliche "internment camp".

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