Italien: Ex-Premier Conte vor spektakulärem Comeback
In Italien bahnt sich eine politische Sensation an: Ex-Premier Giuseppe Conte soll die Führung der populistischen Fünf Sterne-Bewegung, der stärksten Einzelpartei im italienischen Parlament, übernehmen. Der parteilose Jurist, der bis Jänner an der Spitze einer Mitte-links-Regierung stand, führt Gespräche mit dem Fünf Sterne-Gründer Beppe Grillo, einem Ex-Komiker, und mit anderen Spitzenpolitikern der Bewegung, berichtete die Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Sonntag.
Conte könnte zum Präsidenten der Bewegung aufrücken, die von einem fünfköpfigen Parteigremium geführt wird. Der Ex-Premier sei der ideale Chef der Bewegung, sagte Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli, Spitzenpolitiker der Gruppierung. „Die Fünf Sterne-Bewegung hat sich von einer Oppositionskraft in eine führende Gruppierung beim Aufbau von drei Regierungen entwickelt. Conte hat das richtige Profil für die Neugründung unserer Partei“, sagte Patuanelli im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“.
"Zeit für Erneuerung"
Die Fünf Sterne-Bewegung sei 2009 aus der Taufe gehoben worden, die Weichen für die Gründung seien jedoch bereits 2005 gesetzt werden. „In diesen 15 Jahren haben wir stets in die Zukunft geblickt. Jetzt ist die Zeit zur Erneuerung gekommen“, sagte Patuanelli.
Nach seiner Demission Ende Jänner ist Conte zurück an die Universität Florenz, an der er Privatrecht doziert. Die Rückkehr zum Beruf, den er vor seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten im Juni 2018 ausübte, erfolgte am Freitag mit einer Vorlesung am Institut für Rechtswissenschaften. Bei seiner Vorlesung sprach Conte über seine Regierungserfahrung in Zeiten der Pandemie. „Die Pandemie hat den Lauf der Geschichte verändert“, sagte der Premier. Seine Online-Lektion wurde von Tausenden von Menschen auf Youtube und Facebook verfolgt. Nach der Vorlesung warteten einige Anhänger auf Conte, die ihn aufriefen, in die Politik zurückzukehren.
Nach dem Sturz der Regierung Conte hat die Fünf Sterne-Bewegung zur Bildung eines Kabinetts um den Ex-Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi beigetragen. Die neue Regierung unterstützen alle Parteien des Parlaments mit Ausnahme der Rechtskraft „Fratelli d'Italia“ (Brüder Italiens).
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