Ist die WHO tatsächlich so schlecht wie Trump sagt?

Ist die WHO tatsächlich so schlecht wie Trump sagt?
Der US-Präsident drohte sogar mit Zahlungsstopp an die Weltgesundheitsorganisation.

„Ich bin sehr entzückt darüber, dass sich einer der größten Namen des Unterhaltungsgeschäfts uns angeschlossen hat: Lady Gaga!“ Wer am Dienstag die Website der Weltgesundheitsorganisation ( WHO) geöffnet und auf das erste Video geklickt hat, sah deren Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus die frohe Botschaft verkünden. Am Samstag soll ein weltweit übertragenes Konzert der Sängerin stattfinden.

„Alles vermasselt“

Antwort auf die Anschuldigungen Donald Trumps war dort keine zu finden – der US-Präsident hatte zuvor gedroht, seine Zahlungen an die WHO einzustellen. Tenor: Sie habe alles vermasselt, habe am Beginn der Coronakrise mehr gewusst als kommuniziert und ihm abgeraten, Einreisestopps gegen China zu verhängen.

Abseits des Lady-Gaga-Videos finden sich auf der WHO-Seite Lagekarten, Informationsbroschüren, häufig gestellte Fragen zum Coronavirus und Forschungsberichte aus aller Welt.

Kurzum: Hier zeigt die WHO, was ihre Aufgabe ist und wie sie sie wahrnimmt. Die WHO koordiniert die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen das Virus, hilft bei der Erforschung von Impfstoffen oder Tests. Eine Studie, in der bereits vorhandene Medikamente gegen Covid-19 evaluiert werden sollen, hat sie ebenso initiiert.

Notstand im Jänner

Ende Jänner hatte die WHO wegen des Coronavirus den „Internationalen Gesundheitsnotstand“ erklärt, Ende Jänner soll ein enger Berater Trumps ihn vor einer möglichen Corona-Pandemie gewarnt haben, Trump will davon nichts gewusst haben. Erst Wochen später verhängte Trump den Nationalen Notstand.

Allerdings hatte der US-Präsident zu jener Zeit einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte die WHO Einreisestopps als „in den meisten Situationen unwirksam“ befunden. Ohne dabei mit dem Finger auf die USA zu zeigen.

Die WHO hält sich grundsätzlich mit Kritik an Mitgliedsstaaten zurück. Im Falle Chinas sorgt diese Praxis wiederum für Kritik. Die Maßnahmen Pekings wurden von der WHO in höchsten Tönen gelobt, dabei hatte die chinesische Führung anfangs gar versucht, die damalige Corona-Epidemie zu vertuschen.

Dass die WHO gegenüber Peking wegen des Geldes einen Kuschelkurs fährt, ist nahezu ausgeschlossen: Das wichtigste finanzielle Standbein sind freiwillige Beiträge der Mitgliedsländer – im Budget von 2018/19 immerhin 35 Prozent. 0,44 Prozent davon zahlte China, fast ein Drittel berappten die USA.

Chinas Einfluss

Warum also so viel Lob und wenig Kritik an Peking? Die WHO kann kein Land zur Herausgabe von Informationen zwingen – somit versuche sie es mit einer Charmeoffensive, vermuten Beobachter. WHO-Chef Adhanom sei eine globale Zusammenarbeit wichtiger als politische Grabenkämpfe.

Andere glauben, dass China sich in den vergangenen Jahren viel Einfluss in den Vereinten Nationen gesichert habe – und den jetzt geltend mache. Die WHO ist eine Unterorganisation der UN.

Fakt ist, dass sich die WHO nach der Ebola-Krise vor wenigen Jahren, als sie viel langsamer reagiert hatte, neu organisiert hat – vor allem im Bereich der Koordination lebenswichtiger Forschung.

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