Fundamentalist
14 Prozent der Stimmen hat nach Hochrechnungen die RZP bei den Parlamentswahlen in Israel am Dienstag eingefahren, damit wird sie für die Rechtsregierung von wieder einmal an die Macht zurückkehrenden Premier Benjamin Netanjahu zum unverzichtbaren Königsmacher. Und der Star der RZP ist ohne Zweifel Ben Gvir. Ihm haben die Medien in diesem Wahlkampf fast mehr Sendezeit eingeräumt als den politischen Schwergewichten Netanjahu, oder seinem Hauptgegner Benny Gantz. Der rundliche Mann mit dem fröhlichen Lachen wird in Israel auch mit Donald Trump verglichen, weil sich die Medien auf ihn stürzen. Er liefert griffige Zitate, starke leicht zu verwendende Statements und steht für eine Haltung, die garantiert für lautstarke Zustimmung und für ebenso lautstarke Ablehnung und damit für gute Quoten sorgt.
"Herr im eigenen Haus"
Gvir will dafür sorgen, das Israel wieder seinen jüdischen Charakter bekommt, den er vor allem durch die arabischen Mitbürger bedroht sieht. "Wir müssen endlich wieder Herr im eigenen Haus sein" donnert er gerne öffentlich. Überall vermutet er gewalttätige Dschihadisten unter den Arabern, die sich dem Terrorismus verschrieben hätten. Für Terroristen fordert er ohnehin unverblümt die Todesstrafe. Für radikale arabische Gruppen wie die Hamas ist er ohnehin das Feindbild schlechthin.
Offener Rassismus
Experten wie der Religionswissenschaftler Tomer Persico ordnen Gvir und seine Ideologie als "die radikalste, fundamendalistische Form von jüdischer Identität" ein. Herkunft und politische Wurzeln machen das ohnehin deutlich. Gvir ist in Hebron geboren, jener Stadt im Westjordanland, die seit Jahrzehnten Schauplatz gewalttätiger Konflikte zwischen radikalen jüdischen Siedlern und der arabischen Bevölkerung ist. Hebron ist ein Magnet für streng-religiöse radikale Zionisten aus aller Welt. Politischer Ziehvater Gvirs war der radikale Zionist Meir Kahane, dessen Kach-Partei offen gegen die liberale Demokratie und für ein rein jüdisches Großisrael auftrat, das sich die Palästinensergebiete einfach einverleiben sollte. In diesem Großisrael sollten die Araber einer Art Apartheid-Politik unterworfen werden. Ehen zwischen Juden und Arabern sollten etwa verboten werden. Kahanes Bewegung wird in Israel heute als "Terrororganisation" eingestuft.
"Rassengesetze"
Gvir selbst gibt sich heute gemäßigter, distanziert sich von Kahanes radikalen Ideen. Seine Gegner aber sehen das als politische Kosmetik. Er verfolge weiterhin das Ziel eines religiös geprägten jüdischen Staates, in dem Rabbiner bei politischen Entscheidungen mitzureden hätten und die Araber ausgegrenzt würden. Viele vergleichen seine Haltung gegenüber den Arabern mit den Nürnberger Rassengesetzen der Nationalsozialisten. Aber aus Israels Unterhaltungsindustrie bedient sich gerne bei Gvir und seinen Ideen. Gvir-Parodien sind Dauergäste in den Comedy-Shows der TV-Stationen. Wird er dort auch offen mit den Nazis verglichen, vergeht dem neuen Star der Rechten rasch das Lachen. "Schämen" sollten sich die, polterte er kürzlich über eine Gruppe israelischer Satiriker.
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