Gaza-Waffenruhe: Diese 3 Frauen kommen heute frei, Minister erklärt Rücktritt

Am Samstag hat er Geburtstag gehabt, den zweiten erst. Kfir Bibas ist die jüngste Geisel in den Händen der Hamas, er war gerade acht Monate alt, als die Terroristen ihn mit seinem vierjährigen Bruder und seiner Mutter aus dem Kibbuz Nir Os entführten. Ob die drei noch leben, ist ungewiss.
Liste mit Namen
Die Hoffnung ihrer Familie und der anderen 95 Gefangenen richten sich auf Sonntagfrüh. Eigentlich sollte ab 7:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit im Gazastreifen die Waffenruhe beginnen, danach sollten nach und nach 33 Geiseln freigelassen werden, hat die Hamas mit der israelischen Regierung paktiert. Das verzögerte sich allerdings. Kurz vor Beginn fordert Israel nach wie vor die fristgerechte Liste mit den Namen der Geiseln. Netanyahu habe die Streitkräfte angewiesen, dass die Waffenruhe nicht beginnen solle, bis Israel die Liste erhalten habe.
Waffenruhe im Gazastreifen verzögert sich
Die Hamas sprach von "technischen Gründen" für die Verzögerung. "Die Hamas erfüllt ihre Verpflichtungen nicht", sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari. Das Militär erklärte danach, es habe "Terrorziele" im nördlichen und zentralen Gazastreifen angegriffen. Mit etwas Verzögerung wurden von der Hamas dann doch die Namen geliefert.
Als Erste werde drei israelische Frauen freigelassen. Dabei handelt es sich um Romi Gonen (24), Emily Damari (28) and Doron Steinbrecher (31). Die Angehörigen bestätigten, dass die Frauen im Laufe des Tages aus der Gewalt der Hamas freikommen sollen. Der Vater der Israelin Romi Gonen sagte der Nachrichtenseite ynet, er werde nun endlich seine Tochter umarmen können. "Mir fehlen die Worte, um das Gefühl zu beschreiben". Die Familie habe mehr als 11.000 Stunden auf die Ankündigung, dass die junge Frau freikomme, gewartet.
Israel selbst bestätigte den Erhalt der Liste und dass man die Details überprüfen werde. Die Waffenruhe wird nun ab 10.15 Uhr MEZ (11.15 Uhr Ortszeit) in Kraft treten. Laut Israels Regierung ist die Freilassung der drei Geiseln heute um 15 Uhr MEZ geplant. Etwa zur gleichen Zeit sollen in Israel die ersten rund 90 palästinensischen Häftlinge freigelassen und von Sicherheitskräften entweder ins besetzte Westjordanland oder nach Gaza gebracht werden.
Ob es wegen des verzögerten Beginns der Waffenruhe bei dem Zeitplan bleibt, blieb unklar.
Minister-Rücktritt aus Protest
Aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung hat Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir nach Medienberichten seinen Rücktritt erklärt. Damit verlässt auch seine Partei Otzma Jehudit, die über sechs von 120 Sitzen in der Knesset verfügt, die Regierungskoalition, wie mehrere israelische Medien berichteten.
Die rechtsreligiöse Regierung von Benjamin Netanjahu verliert damit aber nicht ihre Mehrheit im Parlament. Sie verfügt weiterhin über eine knappe Mehrheit von 62 der 120 Sitze in der Knesset. Diese würde sie nur verlieren, sollte der ebenfalls rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich sich Ben-Gvir anschließen und ebenfalls mit seiner Partei aus der Regierung austreten.

Auch Österreicher dabei?
Ausgemacht war jedenfalls: Frauen, Kinder und sowie ältere, kranke und verletzte Zivilisten kommen in der ersten der drei Phasen frei.
Unter ihnen ist möglicherweise auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham, wie es aus Diplomatenkreisen heißt. Der 39-Jährige war aus dem Kibbuz Be’eri entführt worden, gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern. Die drei waren im Zuge des ersten Geiseldeals im November 2023 freigelassen worden, von Tal gab es „bis heute kein Lebenszeichen“, wie sein Vater Gilad Korngold dem KURIER vergangenen Frühling sagte. Daran hat sich bis heute nichts verändert.
Mörder und Terroristen kehren zurück
Israel lässt im Gegenzug 1.904 inhaftierte Palästinenser frei. Darunter sind viele Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen, die während der vergangenen mehr als 15-monatigen Kämpfe gefangen genommen wurden, aber auch Häftlinge, die wegen leichterer Delikte wie Steinwürfe im Westjordanland oder illegalem Grenzübertritt verurteilt worden waren.
Auch einige Schwergewichte lässt Israel frei, verurteilte Mörder etwa oder Palästinenser, die Bombenanschläge verübt hatten. Auch Zakaria Zubeidi ist darunter,; er war bei der zweiten Intifada ab 2000 Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah und der Al-Aqsa-Brigaden im Westjordanland war. EP
Genauer Ablauf unklar
In welchem Zeitraum die Geiseln freigelassen werden sollen, war lange unklar. Manche Quellen sprachen von einer Überstellung der Geiseln bis Mittag, andere von Sonntagabend. Die Geiseln werden jedenfalls komplett abgeschirmt in Krankenhäuser gebracht, wo das Rote Kreuz sie gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nimmt - und dann der israelischen Seite übergibt.
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