50 Tote nach Bomben auf UN-Schule in Gaza? Was wir über den Angriff wissen
Das Video ist verstörend. In den Zimmern liegen blutüberströmte Menschen, manche neben regungslosen Kindern. Zeigen sollen die Bilder, die auf Social Media kursieren, die Al-Fakhoura-Schule in Nord-Gaza, die in der Nacht auf Samstag von Bomben getroffen worden sein soll: 80 Tote, zumeist Frauen und Kinder, habe der Angriff gefordert, sagt die Hamas. In der Schule hatten zuletzt Hunderte Palästinenser Schutz gesucht.
Eine Bestätigung für diese Zahl gibt es vorerst keine, ebenso wenig wie klar ist, ob die Bilder von dieser Attacke stammen. Israels Militär will die Berichte prüfen, in israelischen Medien wurde die Frage gestellt, ob es sich bei dem Beschuss nicht wieder um eine fehlgeleitete Hamas-Rakete handeln könnte – das war bereits öfter der Fall.
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Mehrfach beschossen
Die Schule ist nicht das erste Mal Ziel eines Beschusses, um dessen Verantwortlichkeit gestritten wird. Schon im Zuge des Gazakriegs 2009 sollen Panzer der israelischen Streitkräfte sie getroffen haben, die Hamas sprach von 40 toten Zivilisten, Israel von neun getöteten Terroristen. Damals war die internationale Empörung riesig – knapp zwei Wochen nach dem Angriff kam es zur Feuerpause, Israels Armee zog aus dem Gazastreifen ab.
Die Schule ist Teil des riesigen Flüchtlingskomplexes Jabalia im Norden des Gazastreifens, der größten derartigen Einrichtung von insgesamt acht der Enklave. Jabalia ist aber keine temporäre Schutzeinrichtung mehr, sondern eine befestigte Stadt, geschätzt 100.000 Menschen leben dort. 80 Prozent gelten nach wie vor als Flüchtlinge, obwohl sie zum Teil schon über Jahrzehnte dort leben. Ihnen wird von der UN der Status zuerkannt, weil sie entweder selbst nach der Gründung Israels 1948 ihre Häuser im neuen Staatsgebiet verlassen mussten oder Nachfahren der Vertriebenen sind.
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Jabalia gilt allerdings auch als einer jener Orte Gazas, in denen die Hamas am stärksten vertreten ist. Die erste Intifada 1987 nahm dort ihren Ausgang: Beim „Krieg der Steine“ erhob sich die mehrheitlich junge Bevölkerung Gazas gegen die israelischen Besatzer und die schlechten Lebensbedingungen – zunächst mit Streiks, später mit Steinen und Molotowcocktails. Die damals junge Hamas machte sich die Unruhen zunutze und schürte die Aufstände.
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