Israel führt Operation in Westbank durch, Armee warnt vor "jüdischem Terrorismus"

Israel führt Operation in Westbank durch, Armee warnt vor "jüdischem Terrorismus"
Auslöser für den groß angelegten Einsatz war nach Angaben der israelischen Armee ein „deutlicher Anstieg terroristischer Aktivitäten im vergangenen Jahr“.

Luftangriffe, Operationen am Boden – die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) führen derzeit eine Offensive im Westjordanland durch, die so groß ist wie seit Jahren nicht. Mit Drohnen, Bulldozern und unter anderem vier Bataillonen der israelischen Grenzpolizei gehen die IDF gegen palästinensische Zellen in den Gebieten von Dschenin und Tulkarem vor. Am Donnerstag soll ein örtlicher Befehlshaber der Terrororganisation "Islamischer Dschihad" getötet worden sein.

Muhhamad Jabber, bekannt als Abu Shujaa, Kommandant der Al-Quds-Brigaden im Flüchtlingslager Nur Shams in Tulkarem, sei "zusammen mit mehreren Brüdern seiner Brigade" nach Kämpfen gegen israelische Soldaten „gestorben“, erklärte die Gruppe. Die Al-Quds-Brigaden sind der bewaffnete Arm des mit der radikal-islamischen Hamas verbündeten Islamischen Dschihad. Die IDF beschuldigen Abu Shujaa unter anderem, „in mehrere Terroranschläge verwickelt“ gewesen zu sein und „im Juni einen Schusswaffenangriff angeordnet zu haben, bei dem ein Zivilist getötet wurde“. Auslöser für den groß angelegten Einsatz war nach Angaben der israelischen Armee ein „deutlicher Anstieg terroristischer Aktivitäten im vergangenen Jahr“.

Radikale Siedler

Dazu gehörten „mehr als 150 Schießereien und Sprengstoffanschläge“. Dies hat allerdings auch mit dem Vorgehen und den Übergriffen radikaler israelischer Siedler gegenüber den Palästinensern im Westjordanland zu tun. Mit Rückendeckung der israelischen Regierung und im Schutz israelischer Sicherheitsbeamter greifen sie immer wieder palästinensische Siedlungen an, heizen so die Stimmung zusätzlich auf. Am Donnerstag schlossen sich die IDF der Warnung des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet vor „jüdischem Terrorismus im Westjordanland“ an. Diese besagt, dass die Gewalt der Siedler eine Bedrohung für den Staat Israel sei.

Ebenfalls einer Deeskalation nicht förderlich war der Aufruf des Hamas-Führers Khaled Meshaal, die Palästinenser sollten eine „Rückkehr zu Selbstmordoperationen“ forcieren. In Dschenin, Tulkarem und den nahe gelegenen Flüchtlingslagern haben bewaffnete Gruppen seit Beginn des Gazakriegs massiven Zulauf bekommen. Einige der Zellen sind direkt mit der Hamas verbunden. Das meiste Geld, Waffen und Aufträge kommen aus dem Ausland, vor allem dem Iran, dem Libanon und Syrien.

Sollte die Situation eskalieren – diese Möglichkeit besteht –, bräuchte Israel zusätzliche Truppen, während die Lage im Norden Israels weiterhin stark angespannt und der Krieg im Gazastreifen nicht beendet ist.

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