Israel blockiert Ausreise von ARD-Mitarbeitern aus Gazastreifen

Destroyed buildings lie in ruin in central Gaza
Seit Beginn des Krieges sind im Nahen Osten bereits mehrere Journalisten getötet worden. Branchenvertreter appellieren an die Politik.

Zwei Mitarbeiter der deutschen Rundfunkanstalt ARD werden nach deren Angaben von Israel an der Ausreise aus dem Gazastreifen gehindert. "Von israelischer Seite wird die Ausreise aus dem Gazastreifen bisher blockiert, aus Sicherheitsgründen", erklärte der Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks (BR), Christian Nitsche, am Freitag. "Das ist unverständlich, weil ja der israelische Boden gar nicht mehr betreten würde. Diese Mitarbeiter sind kein Sicherheitsrisiko."

Der ARD zufolge handelt es sich um zwei im Gazastreifen beschäftigte Ortskräfte des Studios in Tel Aviv, das vom BR betrieben wird. Seit mehr als zwei Monaten setze sich die ARD für deren Ausreise ein.

"Wir sind im Visier der israelischen Armee, und ich habe Angst vor der Hamas, weil ich für das deutsche Fernsehen arbeite", wurde der Mitarbeiter Mohammed Abusaif in einem Fernsehbeitrag zitiert. Er wolle den Gazastreifen verlassen. Dem Beitrag zufolge reagierten israelische Behörden nicht auf Anfragen des TV-Sender oder verwiesen auf andere Stellen. In Israel reagierten das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und das Außenministerium zunächst nicht auf Reuters-Anfragen.

Ortsansässige Mitarbeiter in Krisengebieten

Für eine unabhängige Berichterstattung aus dem Gazastreifen sind internationale Medien auf ortsansässige Mitarbeiter angewiesen, deren Arbeit jedoch lebensgefährlich ist. Unter den Zehntausenden Toten seit Beginn des Kriegs zwischen der Hamas und Israel im Oktober vergangenen Jahres sind auch Journalisten. Der Reuters-Journalist Issam Abdallah war nach Recherchen der Nachrichtenagenturen Reuters und AFP am 13. Oktober im Südlibanon durch ein israelisches Panzergeschoss getötet worden.

Das in den USA ansässige Komitee zum Schutz der Journalisten (CPJ) forderte diese Woche zusammen mit 17 weiteren Partnerorganisationen, darunter die "Vereinigung der Europajournalisten und -journalistinnen" (AEJ) in einem Brief an den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, seinen Einfluss geltend zu machen, damit "die Pressefreiheit und die Rechte der Journalisten während des Krieges zwischen Israel und Gaza respektiert werden".

"Die beispiellose Tötung so vieler Journalisten in so kurzer Zeit hat offensichtliche und tiefgreifende Auswirkungen auf die Fähigkeit der Öffentlichkeit, einschließlich der Bürger der Europäischen Union, über einen Konflikt mit lokalen, regionalen und globalen Auswirkungen informiert zu werden", hieß es in dem Schreiben. "Wir bitten Sie inständig, unverzüglich und entschlossen zu handeln, um die Bedingungen für eine sichere und uneingeschränkte Berichterstattung über die Feindseligkeiten zu fördern."

Nach Angaben des CPJ wurden allein in den ersten zehn Wochen des Krieges zwischen Israel und Gaza mehr Journalisten getötet als jemals zuvor in einem einzigen Land in einem ganzen Jahr.

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