Island testet, testet, testet: Hälfte der Infizierten hat keine Symptome

Island testet, testet, testet: Hälfte der Infizierten hat keine Symptome
Die Atlantikinsel testet massenhaft – auch jene, die keine Erkrankungszeichen spüren.

Island hat nicht viele Einwohner, man kann es mit Graz samt ein paar Umlandgemeinden vergleichen. Im Verhältnis dazu hat die Insel allerdings massiv viele Coronafälle: 737 sind es mit Stand Donnerstag; jeder 500. dort ist somit infiziert. 

Island ist dennoch nicht im kompletten Ausnahmezustand. Schulen und Kindergärten sind offen, um Eltern – speziell im medizischen Bereich – zu entlasten. Und nur Geschäfte, in den verordneten Mindestabstand von zwei Metern nicht einhalten können, sind geschlossen.

Warum das so ist? Weil das Wachstum an Erkrankten auf der Insel nicht exponentiell ist, sondern relativ flach. Ein Grund dafür ist neben dem extrem strengen Contact Tracing die Teststrategie der isländische Regierung: Island testet so viel wie kein anderes Land der Welt – und untersucht nicht nur jene, die Symptome haben oder Kontakt mit einem Infizierten hatten, sondern auch komplett Symptomlose.

Ein Prozent ist infiziert

Möglich ist das, weil ein privates Unternehmen dem Staat hilft. Mehr als 6000 Tests hat die Biotech-Firma deCODE Genetics zusätzlich zu den etwa 4000 staatlichen durchgeführt, allesamt an Freiwilligen, die keine oder kaum Symptome hatten. Was dabei herauskam, ist durchaus überraschend. „Etwa ein Prozent der Getesteten war positiv“, so Islands Chefepidemologe Thorolfur Gudnason bei einer ersten Bilanz vor Kurzem. Daraus könne man schließen, dass etwa ein Prozent der gesamten Bevölkerung das Virus in sich trage.

Und: Etwa die Hälfte der Infizierten hatte überhaupt keine Symptome, der Rest jene einer sehr milden Erkältung. Ähnliche Befunde gab es auch bei den Testungen der Passagiere der Diamond Princess – jenes Schiffs, das vor Japan gestrandet war. Etwa 80 Prozent der Infizierten dort hatten keine Anzeichen der Krankheit.

40 Mutationen

Die Firma deCODE testet allerdings nicht nur, die sequenziert das Virusgenom auch. Damit lässt sich nachvollziehen, welchen Weg der Erreger genommen hat, sagt Firmenchef Kári Stefánsson in einem Interview mit der dänischen Zeitung Information: „Es gibt drei Infektionsgruppen“, sagt er. Jene aus  Italien, jene aus England – und jene aus Österreich.

Herausgefunden hat man auch, dass das Virus mehrfach mutiert ist. „Wir haben 40 inselspezifische Virusmutationen gefunden“, so Stefánsson. Das sei nicht unbedingt beunruhigend: Es sei möglich, dass das Virus  ansteckender, werde, aber der Krankheitslerlauf dann weniger problematisch sei.

Kommentare