Wie der Iran kriminelle Gangs im Westen benutzt

Wie der Iran kriminelle Gangs im Westen benutzt
Der Iran heuert immer mehr kriminelle Gangs im Westen an, um israelische Einrichtungen zu attackieren.

Rawa Majid hat eine steile Karriere im kriminellen Bandenmilieu vorzuweisen. Der schwedisch-türkische Staatsbürger ist Kopf der berüchtigten Gang "Foxtrot", auf sein Konto sollen Drogengeschäfte, Waffendeals und zahlreiche Morde gehen. 

Aber schon länger verteilt Majid nicht mehr nur selbst schmutzige Befehle an seine Gefolgschaft in Schweden. Er nimmt wohl auch Aufträge entgegen – vom Mullah-Regime im Iran. Das behaupten zumindest der schwedische und israelische Geheimdienst.

Anschlag in Schweden auf Botschaft Israels

Anfang Oktober wurde in Stockholm auf die israelische Botschaft geschossen, kurz danach gab es in Kopenhagen zwei Explosionen in der Nähe von Israels Botschaft. Wenige Tage später wurde eine israelische Firma im schwedischen Göteborg Ziel einer Schießerei – nachdem dort bereits im Juni eine Bombe platziert wurde.

Unter den Festgenommenen war ein 13-Jähriger, was ein Indiz dafür ist, dass der Angriff aus dem Bandenmilieu heraus koordiniert worden sein dürfte. Schwedische Banden setzen die als „Kindersoldaten“ betitelten Minderjährigen immer öfter für Anschläge ein. Die Gang Foxtrot soll zumindest an den Attacken auf Israels Botschaften in Stockholm und Kopenhagen beteiligt gewesen sein.

Bandenchefs im Iran

Wie kommt es, dass Schwerkriminelle zur "Waffe" des Iran gegen westliche Staaten wurden? Und die den gewaltsamen Nahost-Konflikt ausgerechnet in Länder wie Schweden tragen?

Rawa Majid und Ismail Abdo, die Chefs zweier rivalisierender Banden, haben jahrelang versucht, ihre Drogen- und Waffengeschäfte im Untergrund zu halten. Als die Täter und Opfer im Bandenmilieu aber immer jünger und die verletzten und getöteten Unbeteiligten immer mehr wurden, machte die Politik Festnahme der Bandenchefs zur Priorität. Majid und Abdo sind darum untergetaucht, zumindest Ersterer wird im Iran vermutet.

Dort soll er 2023 vorläufig festgenommen worden sein – nicht wegen des internationalen Haftbefehls, sondern wegen "krimineller Aktivitäten". Freigekommen soll er gegen eine ungewöhnliche Auflage sein: Als Gegenleistung soll er im Auftrag des Mullah-Regimes Anschläge auf israelische Ziele in Skandinavien koordinieren. Und all das aus Teheran, wo er sich vor einer Auslieferung nach Schweden in Sicherheit wähnt.

Attacken gegen israelische und jüdische Ziele

Auch die Mitglieder der Bande von Abdo sollen unter Druck des Irans stehen, Attentate gegen Regimekritiker und israelische Ziele durchzuführen, berichtet der schwedische Kriminalreporter Diamant Salihu. Seine "Belohnung" seien Informationen zu Rivalen und Waffen, die Abdo-Mitglieder hätten die "Auftragsarbeit" aus Teheran jedoch bisher abgelehnt.

Die gezielten Attacken gegen israelische und jüdische Ziele sind Resultat von jahrzehntelangem "Netzwerken" im Nahen Osten. Milizen wie die Hisbollah sind in internationale, kriminelle Netzwerke involviert und finanzieren so durch Drogen- und Waffenschmuggel ihre Operationen. Dienten diese Kontakte früher wirtschaftlichen Zwecken, sind europäische Kriminelle jetzt für das iranische Regime eine einfach einsetzbare Waffe mit geringem Risiko.

Das ist das oberste Ziel des Iran, sagt der schwedische Iran- und Kriminalexperte Ardavan Khoshnood zum KURIER. "Attentate gegen israelische Interessen ausgerechnet in Europa ausführen zu können, ist für das Regime im Iran wichtig, um zu zeigen, dass man eine große Macht auch außerhalb der eigenen Region hat." Auch Anschläge in den Niederlanden und Deutschland sollen nach demselben Muster ablaufen.

Wie der Iran kriminelle Gangs im Westen benutzt

Soldaten stehen in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen, wo sich Anfang Oktober zwei Explosionen ereignet haben

Türkei und Russland

Der Iran nutzt nicht als Einziger das "Potenzial" von Bandenkriminellen. Eine Gang aus Deutschland hat angeblich für die türkische Regierungspartei AKP 2017 politische Gegner in Dänemark ermorden sollen. Und vergangenen Sommer warnte der norwegische Nachrichtendienst, dass auch Russland schwedische und norwegische Kriminelle kontaktiert, um die nordischen Ländern zu destabilisieren.

Die Hintermänner sind meist schwer zu fassen. Die einzelnen Kriminellen sind hingegen – einmal gefasst – leicht zu ersetzen, vor allem in Schweden. „Das Land hat heute viele kriminelle Gangs und Netzwerke, die bereitstehen, um im Auftrag Dritter diverse Attentate auszuführen“, sagt Khoshnood. „Darum wird es in Europa leider sicher weitere Attacken gegen israelische Ziele geben.“

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