Kindersoldaten
Jale Poljarevius gilt in den schwedischen Medien als Experte im Bereich der Bandenkriminalität. Die sogenannten "Kindersoldaten" begegnen ihm bei seiner Arbeit mittlerweile regelmäßig. Sie tragen schwere Waffen, führen Auftragsmorde aus, sprengen Hausfassaden und schießen auf Eingangstüren.
Dass es immer häufiger Minderjährige sind, die im Zusammenhang mit tödlichen Attentaten festgenommen und angeklagt werden, liegt laut Poljarevius an einer Lücke, die sich auftut, wenn ältere Gangmitglieder tot oder im Gefängnis sind. Die "Kindersoldaten" werden nicht nur für die Bandenkriege rekrutiert, sie schließen sich auch freiwillig an. Angst und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Sicherheit treiben Jugendliche immer häufiger in kriminelle Banden. Diese empfangen sie mit offenen Armen: Denn für Minderjährige sind die Höchststrafen bei Mord vier Jahre geschlossene Jugendbetreuung. Die Jugendlichen nehmen das mit der Aussicht auf Geld und Anerkennung in Kauf, die Bandenchefs sich so selbst aus der Schusslinie.
Der konstante Nachschub an jungen Menschen, die bereit sind, Morde zu begehen: Es ist das große Problem, welches bis dato vergeblich bekämpft wird.
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Die besondere Gefahr, die von den Kindersoldaten ausgeht, beschreibt Poljarevius so: "Das sind Menschen, die unter Drogeneinfluss stehen, das sind Menschen, die nicht in fortgeschrittenen Waffensystemen geschult sind. Manchmal handelt es sich um militärische Waffensysteme, bei denen es sich um automatische Waffen und dergleichen handeln kann. Und das erfordert eine Ausbildung." Über solche Kenntnisse verfügten diese Leute nicht, was sie "sowohl für sich selbst als auch für andere sehr, sehr gefährlich" macht. "Diese Personen sind weitaus gefährlicher, als die Waffen selbst."
Die Toten sind auch längst nicht mehr nur innerhalb der Gangs zu beklagen. Im September fielen dem schwedischen Fernsehsender SVT zufolge vier Menschen, die nicht in die Bandenkriminalität verwickelt waren, der Gewaltspirale zum Opfer – noch mehr wurden teils schwer verletzt. Poljarevius spricht zwar von einem "geringen" Risiko, dass Dritte zu Schaden kommen: "Aber ich wünschte, ich könnte sagen und garantieren, dass es nie passiert."
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Unterstützung vom Militär
Mit 1. Oktober trat eine Reihe an Gesetzesänderungen in Kraft, um die eskalierende Gewalt einzudämmen. Die weitreichendste Änderung darunter: Die Polizei darf nun auch ohne konkreten Verdacht Menschen heimlich abhören. So sollen weitere Morde bereits im Ansatz verhindert werden.
Auch das Militär wird zur Hilfe gerufen. Es soll die Polizei unterstützen und entlasten, damit alle Kraft auf die Bekämpfung der Bandenkriminalität gerichtet werden kann. Zusätzlich werden der Ausbau von Kamera- und Drohnenüberwachung sowie Gesichtserkennung diskutiert.
Dass es diese Gesetzesänderungen braucht, darüber sind sich sowohl die regierenden bürgerlich-konservativen Moderaterna, die sie unterstützenden rechtspopulistischen Sverigedemokraterna und die oppositionellen Socialdemokraterna einig. Aber auch in einem anderen Punkt stimmen sämtliche Akteure überein: Die tödliche Gewalt wird so schnell nicht aufhören.
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