Iran schickte Atomexperten nach Nordkorea

Nordkorea will erneut Langstreckenrakete testen - offenbar mit Hilfe des Iran. USA und Staaten in der Region reagieren erbost.

Das Regime in Nordkorea setzt weiter auf Provokation: Pjöngjang hat einen erneuten Test einer Langstreckenrakete angekündigt und damit die internationale Gemeinschaft erbost. Die Trägerrakete für Satelliten sei nach dem Fehlstart Mitte April verbessert worden und werde nun zwischen dem 10. und 22. Dezember getestet, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Die USA, Japan und Südkorea verurteilten das Vorhaben. Wie am Sonntag bekannt wurde, lässt sich Nordkorea bei dem Projekt offenbar von iranischen Militärexperten beraten.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, Pjöngjang habe die Behörden jener Länder, "die potenziell gefährdet" seien, über den Zeitpunkt und den geplanten Weg der Rakete informiert, darunter Japan. Dem Vernehmen nach wurden auch China und die Philippinen von Nordkorea unterrichtet. Die Rakete werde vom Raumfahrtzentrum Sohae im Nordwesten des Landes aus Richtung Süden abgeschossen, teilte Nordkorea mit. In das Zeitfenster des geplanten Tests fällt auch der einjährige Todestag von Machthaber Kim Jong Il, der am 17. Dezember 2011 gestorben war.

Berichten zufolge sagte Japan, das keine diplomatischen Beziehungen mit Nordkorea unterhält, als Reaktion auf den geplanten Test Gespräche mit Vertretern des Landes in der kommenden Woche ab. Tokio wies zudem das Militär an, sich für einen Abschuss der Rakete bereit zu halten, sollte sie über Japan auftauchen. Pjöngjang erklärte wiederum, es sei eine "sichere Flugbahn" der Rakete gewählt worden, so dass möglicherweise herabfallende Teile keinen Schaden anrichten würden. Zudem halte sich Nordkorea an internationale Regeln für den Test.

USA: "Höchst provokativer Akt"

Die USA verurteilten die Ankündigung des Tests indes scharf. "Der Start eines nordkoreanischen 'Satelliten' wäre ein höchst provokativer Akt, der den Frieden und die Sicherheit in der Region gefährdet", erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. "Knappe Ressourcen für die Entwicklung von Atomwaffen und Langstreckenraketen einzusetzen, wird Nordkorea nur weiter isolieren und verarmen lassen", fügte sie hinzu. Pjöngjang müsse vielmehr die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates umsetzen. Die US-Regierung stimme sich wegen des geplanten Tests bereits eng mit ihren Verbündeten über eine Reaktion ab.

Bereits im Frühjahr hatte der fehlgeschlagene Test einer nordkoreanischen Langstreckenrakete für schwere diplomatische Verwerfungen gesorgt. Die Unha-3-Rakete war kurz nach dem Start zerbrochen und abgestürzt. Pjöngjang hatte damals von einem Versuch gesprochen, einen Forschungssatelliten ins All zu schießen. Die USA und die Vereinten Nationen vermuteten hinter dem Start jedoch einen unzulässigen Raketentest für das nordkoreanische Atomprogramm. Demnach handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Interkontinentalrakete Taepodong-2 mit mehreren tausend Kilometern Reichweite.

"Nordkorea läuft die Zeit davon"

Die Regierung in Südkorea zeigte sich laut einer Erklärung des Außenministeriums "zutiefst beunruhigt" angesichts des geplanten Tests. Für das international weitgehend isolierte Nordkorea läuft nach Auffassung des scheidenden südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak die Zeit davon. "Nordkoreas Streben nach Atomwaffen und Raketen macht das Leben der nordkoreanischen Bürger schwieriger", sagte Lee Nachrichtenagenturen in Seoul. Das Nachbarland stehe vor der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: "Wird es weiter harte Zeiten erleben mit seinem Atomwaffenarsenal - oder aber dieses aufgeben und den Weg des Wohlstands gehen, indem es sich der internationalen Gemeinschaft anschließt?"

Der Forscher Yang Moo Jin von der Universität für nordkoreanische Studien in Seoul warnte vor einem "Teufelskreis". Sollte der Test gelingen, dürfte das erneute Sanktionen einzelner Länder oder der UNO gegen Nordkorea zur Folge haben. "In diesem Fall dürfte wiederum Nordkorea entschieden reagieren und zwar zweifellos mit einer erhöhten nuklearen Aktivität oder mit einem dritten Atomtest", sagte er.

Iran schickte Militärexperten

Unterdessen meldet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo, dass Nordkorea und der Iran ihre Zusammenarbeit in der Raketen- und Atomtechnik verstärkt haben. Vier Experten des iranischen Verteidigungsministeriums und ihm nahestehender Firmen hielten sich seit Ende Oktober in dem kommunistisch regierten Land auf, heißt es in dem Bericht, der sich auf einen westlichen Insider beruft. Sie seien in einer 85 Kilometer von der Grenze zu China gelegenen Einrichtung stationiert. Nordkorea und der Iran hatten in diesem Jahr ein Abkommen über wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit abgeschlossen.

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