In Natanz, unweit der Metropole Isfahan, wurde Uran angereichert, anders ausgedrückt wurde der radioaktive Anteil des Schwermetalls aufkonzentriert. Für Atomkraftwerke braucht man davon maximal 5 Prozent, für Atombomben mehr als 90 Prozent. Ein zeitaufwendiger mehrstufiger Prozess mit Hilfe von Zentrifugen. Hunderte von diesen rotierenden Metallröhren stehen in der zentralen Halle von Natanz - und genau die hatten Israels Kampfjets ins Visier genommen.
Die ersten Bilder dieser Halle waren vor mehr als 20 Jahren aufgetaucht - in den Westen geschleust von einer politisch zwielichtigen Gruppe iranischer Regimegegner im Exil. Sie sorgten umgehend weltweit für Aufregung. Bis dahin hatte das Regime in Teheran über das Ausmaß seines Atomprogramms hartnäckig Falschnachrichten verbreitet. Man wolle lediglich spaltbares Material für das einzige Akw des Landes in Bushehr herstellen, und in kleinsten Mengen für medizinische Zwecke.
Atomanlagen aufgespürt
Die schiere Existenz von Natanz, die Teheran bis dahin geheimgehalten hatte, strafte das Regime Lügen. Allein das Ausmaß der Anlage und die in den Jahren danach mit allen Mitteln vorangetriebene technische Aufrüstung machten auch für neutrale Beobachter deutlich, das die Mullahs nicht nur friedliche Ziele verfolgten. Bald nachdem die Sache mit Natanz ans Licht gekommen war, wurden weitere Atomanlagen aufgespürt, auch die dienten der Anreicherung von Uran - und zwar deutlich jenseits der friedlichen fünf Prozent.
Kaum war das Atomprogramm aufgespürt, begann das Katz- und Maus-Spiel mit der UN-Atombehörde IAEO in Wien. Die hat ja das Recht, Atomanlagen weltweit zu überwachen und zu kontrollieren, was dort geschieht und unter welchen Sicherheitsvorkehrungen. Irans Regierung fügte sich grundsätzlich dieser Kontrolle, nur um sie in der praktischen Umsetzung vor Ort ständig zu behindern und zu boykottieren.
Die von den Atominspektoren mühsam zusammengetragenen Fakten blieben also lückenhaft. Trotzdem lieferten sie nach Ansicht des Westens, also der USA und der EU, genügend Beweise, dass hinter der friedlichen Fassade ein Atomwaffen-Programm steckte. Schließlich tauchten auch Baupläne für Atomsprengköpfe auf. Teheran aber blieb bei seiner Version, dass man nur friedliche Absichten habe.
Einigung in Wien
Der Westen erhöhte den Druck. Die USA und - etwas zögerlicher – die EU verhängten Sanktionen gegen den Iran. Die Öl- und Gasindustrie, finanzielle Lebensader des wirtschaftlich lahmen Regimes, wurde anvisiert.
Es sollte aber Jahre dauern, bis beide Seiten nicht mehr nur Vorwürfe austauschten, sondern ernsthaft verhandelten. US-Präsident Barack Obama drängte auf einen Kompromiss - und der gelang tatsächlich 2015 in Wien. Der Iran bremste sein Atomprogramm und lieferte einen Großteil des bereits hoch angereicherten Uran ab.
Doch auf Obama folgte Trump - und auf den Kompromiss folgte die neuerliche Eskalation. Der neue US-Präsident kündigte sofort das Abkommen von Wien auf und der Iran kündigte an, sein Atomprogramm wieder zu beschleunigen.
Netanjahus Mordaufträge
Wasser auf die Mühlen von Israels Ministerpräsident Netanjahu. Der hatte ohnehin nie an eine diplomatische Lösung des Atomstreits geglaubt. Während die anderen stritten und verhandelten, schuf Israel Tatsachen. Schon 2008 schaffte man es, die Anlage von Natanz mit einem Computer-Virus lahmzulegen. Mehrfach wurden führende iranische Atomwissenschaftler Opfer von Attentaten. Israel dementierte so halbherzig, dass kaum ein Zweifel blieb, wer die Mordaufträge erteilt hatte.
Auf der politischen Weltbühne machte Netanjahu den Iran zum Hauptfeind und zur wichtigsten Bedrohung Israels. Während die Welt auf den islamistischen Terror in Syrien, im Irak, oder in Europa starrte, führte der israelische Premier auf internationalen Konferenzen angebliche Beweise dafür vor, dass die Iraner nur noch einen Schritt vor der Atombombe stünden.
Nur ein großflächiger Angriff könne die Mullahs stoppen, das war seit Jahren Netanjahus Botschaft - und notfalls werde man ihn auch alleine ausführen. Schon Obama hatte einen solchen Angriff in letzter Minute durch persönliches Eingreifen gestoppt.
Diesmal aber hat sich Netanjahu nicht mehr stoppen lassen. Die Halle in Natanz liegt in Trümmern. Doch ob das das Ende des iranischen Atomprogramms ist, oder der Anfang eines neuen, wird man so rasch nicht herausfinden. Andere iranische Atomanlagen - auch dort wird Uran angereichert - sind nicht nur durch Beton geschützt. Sie liegen unter Bergen.
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