Atom-Deal mit dem Iran offenbar zum Greifen nahe

Die 5+1-Gruppe aus den fünf UN-Vetomächten und Deutschland bemüht sich seit Jahren um eine Einigung mit dem Iran über dessen Atomprogramm.
Laut westlichen Diplomaten lenkte Teheran in zentralen Punkten "mehr oder weniger" ein.

Im schweizerischen Lausanne stieg am Sonntag die Spannung nochmals deutlich an. In Marathon-Verhandlungen auf höchster Ebene wollte man ein Grundsatzabkommen mit dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm zimmern. Denn die selbst gesetzte Deadline dafür rückte immer näher: Dienstag, 31. März 2015.

Zu den Gesprächen waren die Außenminister John Kerry (USA), Frank-Walter Steinmeier (Deutschland), Laurent Fabius (Frankreich) und Wang Yi (China) angereist. Auch Philip Hammond (Großbritannien) sowie Sergej Lawrow (Russland) hatten sich angesagt. Der Iran war durch seinen Chefdiplomaten Javad Zarif vertreten.

Die Eckpunkte

Am späten Nachmittag dann ließen westliche Diplomaten die Bombe platzen: In wesentlichen Punkten sei eine vorläufige Einigung erzielt worden. Teheran habe "mehr oder weniger" zugestimmt, die Zahl der Zentrifugen zur Urananreicherung auf 6000 oder noch weniger zu reduzieren (derzeit rund 20.000). Zudem habe man sich darauf geeinigt, einen Großteil des im Iran verfügbaren schwach angereicherten Nuklear-Materials außer Landes zu bringen. Es handle sich dabei um 8000 Tonnen. Ferner soll in der Atomanlage Fordo keine Urananreicherung mehr stattfinden.

Die iranische Seite bremste aber noch und wies die Angaben als "Spekulation" zurück: "Tatsache ist, dass wir eine große Zahl an Zentrifugen behalten und dass keine Atomanlagen geschlossen werden", so ein Verhandler.

Weitere Verhandlungen

Zwar betonte auch der Westen, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen sei, was sich auch daran ablesen lässt, dass Kerry, Steinmeier und Fabius ihren Aufenthalt in Lausanne verlängert haben – die beiden Letztgenannten hatten ursprünglich am Montag nach Kasachstan fliegen wollen.

Dennoch scheint nun in dem jahrelangem Streit ein Kompromiss zum Greifen nahe. In dem historischen Deal soll sichergestellt werden, dass der Iran nicht in den Besitz der Atombombe kommt, im Gegenzug fallen die Sanktionen, unter denen das Land schwer zu leiden hat.

Hauptgegner einer Einigung ist Israel. Premier Benjamin Netanyahu meinte, die sich abzeichnende Lösung bestätige "all unsere Befürchtungen – und darüber hinaus". Zumindest in dieser Frage ist er einer Meinung mit Saudi-Arabien: Ein nicht mehr isolierter Erzrivale Iran wird dort als noch größere Bedrohung angesehen.

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