Irak: Bombenserie vor Araber-Gipfel

Irak: Bombenserie vor Araber-Gipfel
Attentate in mehreren Städten fordern Dutzende Tote. Und zwischen alle Fronten geraten weiterhin die Christen im Irak.

Es war eine beispiellose Bombenserie, die den Irak am Dienstag erschütterte. Nahezu zeitgleich gingen in acht Städten, darunter Bagdad, Kirkuk, Kerbala und Hilla, Sprengsätze hoch. Ziel der verheerenden Attentate, die eindeutig die Handschrift von El Kaida tragen, ist eine weitere Destabilisierung des Zweistromlandes. Und das wenige Tage vor dem geplanten Gipfel der Arabischen Liga, die sich vom 27. bis 29. März erstmals nach mehr als 20 Jahren wieder im Irak versammelt. Mindestens 41 Menschen bezahlten die Terror-Offensive mit ihrem Leben, fast 200 wurden teils schwer verletzt.

"8000 Christen ermordet"

Irak: Bombenserie vor Araber-Gipfel

Der Abt des Marienklosters Al Qosh im Nordirak, Pater Gabriel, kennt dieses so feindliche Umfeld in seiner Heimat nur zu gut. Und er beklagt, dass Christen ganz besonders bedrängt und gefährdet seien: "Sie erhalten Einschüchterungs-SMS, oftmals kommen Maskierte in der Nacht in ihre Häuser und bedrohen die Familien, viele werden getötet. Seit 2004 wurden im Irak 8000 Christen ermordet", sagt der Geistliche. Er nimmt am Schweigemarsch von "Christian Solidarity International" (Freitag, 16.15 Uhr, Wiener Staatsoper) teil, der sich gegen Christenverfolgung weltweit wendet.

Die Folgen des Kesseltreibens im Irak: 80 Prozent der Christen in Bagdad und Kirkuk seien schon geflohen. Insgesamt hat seit dem Einmarsch der US-Truppen 2003 weit mehr als die Hälfte der ursprünglich 1,5 Millionen Christen den Irak verlassen.

Die Sicherheitskräfte seien unfähig, "uns zu schützen, sie können sich ja nicht einmal selber (vor Anschlägen) schützen", betont der Abt, der sich unter anderem um Waisenkinder kümmert. Dazu komme, dass die Machtblöcke im Irak gar kein Interesse an einem Stopp der Christenverfolgung hätten. "Die lassen uns sterben, während sie damit beschäftigt sind, die Reichtümer des Landes zu verteilen", kritisiert Pater Gabriel und ruft die Staatengemeinschaft an: "Wir brauchen dringend Hilfe, weil wir von allen verlassen sind."

Der gestürzte Machthaber Saddam Hussein sei zwar ein "Diktator und Mörder" gewesen, sagt der Abt, "aber wir Christen wurden wenigstens nicht verfolgt. Und im Gegensatz zu jetzt gab es keine Einmischung seitens des Irans oder Saudi-Arabiens. Der US-Einmarsch hat uns nichts gebracht außer Leid."

Einzig in der nordirakischen Autonomiezone der Kurden sei es für Christen sicher. Es gebe daher Überlegungen, dort eine Art Schutzzone für Christen zu schaffen. Abt Gabriel steht dem positiv gegenüber, denn "letztlich wird der Irak in einen schiitischen Teil (im Süden) , einen sunnitischen (im Zentrum) und einen kurdischen zerfallen".

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