"Donald macht nur das, was für Donald gut ist"

„Das Schlimmste, was man tun kann, ist ihn zu erniedrigen“, sagt Johnston
Trump-Biograph David Cay Johnston über die illegalen Verstrickungen des neuen US-Präsidenten und wie Europa auf ihn reagieren kann.

Autor David Cay Johnston geht in seinem Buch "Die Akte Trump" ins Detail und beschreibt Trump als rücksichtslosen, angeberischen und auch betrügerischen Mann. Nun ist es auf Deutsch erschienen.

KURIER: Sie kennen Donald Trump seit 30 Jahren, haben seine schmutzigen Deals aufgedeckt. Wer ist der echte Donald?

David Cay Johnston: Er ist ein Hochstapler, war sein Leben lang von Kriminellen umgeben. Er hat Deals mit der Mafia, russischen Gangstern, einem Kokain-Dealer gemacht. Er wurde aber nie verurteilt, weil er alle Klagen boykottierte. Er ist zwar nicht tiefgründig, aber smart, er glaubt, er ist anderen genetisch überlegen. Er glaubt, die besten Berater sind in seinem Kopf. Wenn Sie neben ihm säßen, würden Sie glauben, er ist ein Spinner.

Warum glauben ihm die Leute, obwohl er selbst korrupt ist?

Wir glauben, wenn einer reich ist, weiß er, was er tut. Die meisten seiner Wähler wollten nur, dass jemand Washington explodieren lässt.

Trumps Befund, das System sei korrupt, stimmt also?

Es ist ironisch: 90 Prozent werden von den oberen 10 ausgenommen, aber wissen nicht, warum ihr Lohn seit 50 Jahren nicht steigt – dass es an der Umverteilung, den schwachen Gewerkschaften liegt. Donald liefert Erklärungen: Mexikaner, Muslime, der Idiot im Weißen Haus sind schuld. Dass er selbst Arbeiter betrogen hat, ist nebensächlich.

"Donald macht nur das, was für Donald gut ist"
David Cay Johnston
Hat es diesen Bruch schon vor der Wahl gegeben?

Es gibt schon lang Risse, doch keine der beiden Parteien hat das beschäftigt. Dazu kommt der Rassismus. Eine von fünf Personen lehnt einen Schwarzen oder einen Latino als Boss ab. Auch Trump glaubt an weiße Überlegenheit. Ihm geht es um Macht: Er ist ein 13-Jähriger im Körper eines 70-Jährigen, und er manipuliert gerade Journalisten meisterlich.

Seine Wahl ist also auch ein Versagen der Medien?

Mein Gott, ja! Über ihn wurde berichtet, als sei er ein echter Politiker. Man hat nie nach seinen Deals gefragt oder, wie er Amerika groß machen will. Die großen Medien haben nie über seinen Geschäftspartner Joe Weichselbaum, den Drogenschmuggler, berichtet.

Warum?

Vielleicht, weil Trumps Leute Druck gemacht haben. Vielleicht, weil die Journalisten kein Interesse haben, weil sie nicht genau lesen. Der amerikanische Journalismus hat ein großes Problem. Im Jahr 2000 gab es noch 60 Prozent mehr Journalisten als heute, es gibt kaum Tiefenrecherche. Und man zensiert sich selbst: Wer mit einer Quelle hart umgeht, dem droht der Rauswurf. Man ist ängstlich geworden. Auf Trump, der aus der Norm fällt, der sich als Führungsfigur verkauft und mit Emotionen arbeitet, war der konventionelle Journalismus nicht vorbereitet. Er hat das ausgenutzt.

Hat er Sie jemals verklagt?

Nein, er droht das immer nur an. Das funktioniert aber.

Sie sind also auch nicht überrascht, dass er Rassisten wie Stephen Bannon als Berater hat?

Nein. Wer gedacht hätte, er wird sich ändern, war naiv. Er ist ein bigotter Rassist, der von nichts eine Ahnung hat. Er umgibt sich mit Menschen, die bestärken, was er glaubt.

Wird er seine Versprechen umsetzen können?

Er kann nichts ohne den Kongress. Das Militär ausbauen, die Veteranen versorgen, das massive Infrastrukturprogramm, die größte Steuersenkung der Geschichte, die hauptsächlich Menschen wie ihm nützt – das alles ist immens teuer, da wird es Konflikte geben.

Wird er vier Jahre im Amt bleiben können?

Es droht eine Verfassungskrise, weil er dem Militär illegale Dinge befehlen wird – Nuklearwaffen benutzen, foltern, Krieg in Europa beginnen.

Ist das für Sie möglich?

Ich zitiere nur ihn selbst. Liege ich falsch, bin ich der erste, der das zugibt.

Was wird sich außerhalb der USA ändern?

Die Chinesen haben bereits begonnen, das Ende von TTP auszunutzen. Sie sagen den Pazifikstaaten, sie sollen sich nun an China orientieren. Trump ist zu unerfahren, um das zu merken. Putins expansionistisches Verhalten ist auch schwer zu prognostizieren, aber er kann Europa sehr stark unter Druck setzen.

Und wie kann Europa reagieren?

Überall sind Demagogen im Aufwind. Angela Merkel könnte also wirklich Führerin der freien Welt werden. Das Schlimmste, was man tun kann, ist ihn erniedrigen. Man muss diplomatisch mit ihm umgehen, anders als Hillary, die seine Wähler erbärmlich nannte. Auch die Demokraten müssen eine Katharsis durchmachen. Die Republikaner müssen sich entscheiden, ob sie nur für gut situierte Menschen da sind und eine rein weiße Gesellschaft wollen oder weiterhin für konservative Ideen und wenig Staat stehen. Entscheiden Sie sich für ersteres, sind sie erledigt.

Ist diese Katharsis das einzig Gute, das Trump bewirkt?

Donald macht nur das, was für Donald gut ist. Er will Amerika nicht besser machen.

"Donald macht nur das, was für Donald gut ist"
Buchcover "Die Akte Trump" von David Cay Johnston
David Cay Johnston (67) hat für viele renommierte US-Medien wie die New York Times oder die LA Times geschrieben, für die Enthüllung eines Steuer-Skandals erhielt er 2011 den Pulitzerpreis. Sein Buch "Die Akte Trump" ist bei Ecowin erschienen - eine Rezension lesen Sie hier.

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