"Wenn ich für mein Kind früher aus der Arbeit gehe, gibt es keine dummen Kommentare"

"Wenn ich für mein Kind früher aus der Arbeit gehe, gibt es keine dummen Kommentare"
Der finnische Sozialdemokrat Matias Mäkynen ist Chef der Männerbeirats im Parlament, Vater eines Dreijährigen und muss aus dem Plenum, wenn er ihn vom Kindergarten holt. Ein Gespräch über Gleichberechtigung und die Frage, warum in Finnland so viele anders läuft.

KURIER: Laut einem OECD-Bericht ist Finnland das einzige Land der entwickelten Welt ist, in dem Väter mehr Zeit mit Kindern im Schulalter verbringen als Mütter - und in dem Frauen genauso viel Zeit bei der Arbeit verbringen wie Männer. Wie hat Finnland das geschafft?

Matias Mäkynen: Das hat eine sehr lange Geschichte. Es ist Teil der Nationalidentität in Finnland, dass wir gleich und gleichberechtigt sein wollen - wir denken sogar, dass wir gleicher sind, als wir es oft sind (lacht). Der Grund dafür: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Gleichstellung eines der wichtigsten Themen im finnischen Arbeitsleben, einfach weil Frauen in der Arbeitswelt gebraucht wurden. Wir haben stark in gleiche Bildung investiert und bereits in den 1970er Jahren Maßnahmen gegen Diskriminierung ergriffen.

In jüngerer Vergangenheit hat sich vielleicht auch die Pandemie einen Einfluss. Viele Väter – zumindest in meinem Alter – haben dadurch eine engere Beziehung zu ihren Kindern aufgebaut, weil sie zu Hause waren und sich an eine gleichberechtigte Arbeitsteilung gewöhnt haben. Nur: Wir sind zwar schon ziemlich weit gekommen, aber es gibt immer noch Probleme.

Welche sind das?

Frauen verdienen im Vergleich zu Männern noch immer weniger – 78 Cent im Vergleich zu einem Euro. Das liegt daran, dass unser Arbeitsmarkt noch immer sehr gespalten ist, Frauen sind verstärkt im Sozialsektor tätig, Männer im technischen Bereich.

Ein großes Thema ist auch die Aufteilung der Aufgaben zu Hause. Wer macht die Metaarbeit? Wer plant das ganze Leben insgesamt? Da gibt es noch immer Männeraufgaben und Frauenaufgaben.

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