Indien sucht verzweifelt Schatten: Hitzewelle sorgt für heiße Wahl

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Kohlekraftwerke statt Grünflächen: Indiens Umweltpolitik steht unter Kritik. Am Freitag startet die Parlamentswahl - die größte der Welt.

Mumbai hat am Dienstag eine Höchsttemperatur von 39,7 °C verzeichnet. Damit war es, so berichtet der Indian Express, der "heißeste Apriltag in der Stadt seit einem Jahrzehnt". Ein "ungewöhnlicher Anstieg um fast 6,5 °C über dem Normalwert".

Der indische Wetterdienst (IMD) hat eine orangefarbene "Hitzewarnung" für die Stadt und ihre Nachbarbezirke herausgegeben. Die Zeitung zitiert die IMD mit der Aussage, dass "der plötzliche Temperaturanstieg in dieser Woche ein Vorbote dessen ist, was die Stadt noch erwartet". Weitere Hitzewellen werden "wahrscheinlich diesen Sommer den gesamten Bundesstaat erfassen".

Hitzewelle trifft Indien zur Wahlzeit

Eine Analyse der Hindustan Times zeigt, dass die Wahlsaison 2024 in Indien für zwei Drittel aller Wahlkreise mit der heißesten Zeit des Jahres zusammenfällt. Prognosen zufolge könnten in 66 Wahlkreisen, die ab Freitag zur Wahl gehen, Höchsttemperaturen von 35 °C oder mehr erreicht werden, in 10 Wahlkreisen sogar Temperaturen von über 40 °C. "Zwei Gruppen von Menschen sind am meisten gefährdet: die breite Öffentlichkeit, zu der auch chronisch kranke und ältere Menschen gehören, und Wahlhelfer", sagte Dr. Dileep Mavlankar, Leiter des indischen Instituts für öffentliche Gesundheit, gegenüber der Zeitung.

Neue Pläne, alte Probleme

Die "Qualität und Umsetzung" von Hitzeaktionsplänen fällt in ganz Indien unterschiedlich aus. Unterdessen haben Forscher den indischen Katastrophenschutzbehörden einen neuen "Muster-Hitzeaktionsplan" vorgelegt, der den Bundesstaaten und Städten als Leitfaden dienen soll, berichtet die Times of India. In einem weiteren Bericht geht Down to Earth auf eine neue Studie ein, die feststellt, dass Frauen in Indien im Vergleich zu Männern "deutlich anfälliger" für extreme Hitze sind. Allerdings, so heißt es weiter, fehlten "schlüssige Erklärungen" zum Warum.

Heiße Wahlversprechen, kühles Handeln?

Während die Nachrichtenplattform Print Abgeordneten einen Artikel widmet, die die meisten Fragen zur Klimakrise und zur Klimapolitik im Parlament (Lok Sabha, Unterhaus) gestellt haben, beschreiben Experten und Expertinnen gegenüber der Press Trust of India die Klima- und Umweltversprechen in den Wahlprogrammen der Parteien als "symbolisch" und "widersprüchlich" zu ihrer Haltung zum Naturschutz, sobald sie an der Macht sind. 

"Einerseits versprechen sie eine Erhöhung der Grünflächen, andererseits zerstören sie unberührte Wälder für den Kohleabbau", sagte Alok Shukla von der Chhattisgarh Bachao Andolan - ein Bündnis, dessen Hauptanliegen die Verteidigung der Rechte von Adivasi (indigene Stammesbevölkerung) und die Bewahrung der natürlichen Ressourcen des Bundesstaates vor ausbeuterischen Praktiken wie dem großflächigen Kohleabbau sind.

Indien schaltet Kohle weiter hoch

Indiens Premierminister Narendra Modi hat "eine neue Welle von Kraftwerksbauten genehmigt und die Lebensdauer vieler bestehender Kohlekraftwerke verlängert", schreibt Bloomberg. Der Stromverbrauch Indiens "wächst so schnell wie in keiner anderen großen Volkswirtschaft". Die Stromknappheit "hatte die Erwartung geweckt, dass das Land die Umstellung auf grüne Energie beschleunigen würde, doch Indiens Reaktion war genau das Gegenteil", heißt es in dem Bericht.

Indien sucht verzweifelt Schatten: Hitzewelle sorgt für heiße Wahl

Auch vor einem Jahr gab es in Indien extreme Hitze.

Myanmar: Inhaftierte Ex-Regierungschefin wegen Hitze jetzt im Hausarrest

In Myanmar, wo die Hitzewelle ebenfalls stark zu spüren ist, wurde die inhaftierte Ex-Regierungschefin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vom Gefängnis in den Hausarrest verlegt, um ihre Gesundheit zu schützen, teilte das Militär mit. Sie gehöre zu mehreren älteren und gebrechlichen Gefangenen, die aus dem Gefängnis verlegt worden seien, ließ ein Generalmajor wissen. 

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