In welche Regionen Europas Corona besonders tiefe Löcher riss

Corona-Folgen: Leere Strände an der bulgarischen Schwarzmeerküste
Die Corona-Krise hat in der ganzen EU bei Städten und Regionen tiefe Löcher in die Kassen gerissen: Neun von zehn erwarten heuer einen Einbruch ihrer Einnahmen, mehr als Hälfte sogar "massive Rückgänge". Dies geht aus einer Studie des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) hervor.
Am Montag legte der AdR erstmals ein EU-Jahresbarometer zur Lage der Kommunen und Regionen vor. Das alles bestimmende Thema dabei: die Corona-Krise. Die Ausgaben für Gesundheit, soziale Dienste und Katastrophenschutz sind überall geradezu explodiert. Einige Gebiete hat es ganz besonders schwer getroffen: etwa die Île-de-France (Region um Paris), die spanischen Regionen Andalusien, Kastilien und León, Madrid und Valencia sowie fast ganz Italien ebenso wie Küstenregionen in Kroatien, Ostbulgarien, Griechenland und Zypern.

Leere Touristenorte in Bulgarien
Was ihnen allen gemein ist: Bisher haben sie besonders stark vom Tourismus profitiert - doch das Coronavirus brachte die Urlauberströme fast überall nahezu zum Erliegen. Je nach Lockdown-Dauer brachen die Tourismuszahlen um 60 bis 80 Prozent ein. Der Tourismus trägt in der EU normalerweise über 10 Prozent zum Gesamt-BIP bei und sorgt für mehr als 27 Millionen Arbeitsplätze.
Mit der größten Gefahr massiver Arbeitslosigkeit wird nun in Bulgarien gerechnet. Bis zu 35 Prozent der Jobs könnten dort verloren gehen, geht aus der Studie zuvor - zumal viele Jobs ausschließlich mit dem schwer geschädigten Tourismus-Sektor zusammenhingen.

Metro-Station in Paris
Zumindest zwischen 20 und 30 Prozent der Jobs könnten auch in den spanischen Küstenregionen, in der Hauptstadt Madrid sowie im Nordwesten Italiens, in Kroatien und auf Korsika verloren gehen. In Spanien rechnet man insgesamt mit einer Arbeitslosenrate von 17 Prozent zu Jahresende.
Generell zeigten die Corona-Folgen ein klares Bild: Je länger der Lockdown dauerte, desto erheblicher die wirtschaftlichen Schäden. Wobei die Regionen, wo der Stillstand am längsten dauerte, meist auch mit den schlimmsten Covid-19-Lage zu kämpfen hatte:
In der Lombardei etwa starben bis zum Sommer rund 16.700 Menschen an Corona. In Madrid waren es 8.444, und in der am drittmeisten betroffenen Region Europas, der Ile-de-France, waren es 7.513.
Betten auf Intensivstationen
Die Studie dokumentiert auch krasse Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen der einzelnen EU-Mitgliedsländer: Während für Deutschland 29,2 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner verzeichnet werden, sind es in Portugal gerade mal 4,2.
Dennoch glaubt laut einer Umfrage die Mehrheit der Österreicher nicht, dass die Regionen mehr Mitsprache bei der Gesundheitspolitik in der EU haben sollten (wo Brüssel ohnehin wenig zu entscheiden hat). Anders ist die Sicht auf Fragen des Klimaschutzes und der Agrarpolitik. Hier wünschen sich die befragten Österreicher eindeutig mehr Mitsprache für die eigenen Regionalpolitiker bei den Entscheidungen in Brüssel.

Kommentare