Im Visier der Ermittler und trotzdem Favorit in Prag: Milliardär Babis

Im Visier der Ermittler und trotzdem Favorit in Prag: Milliardär Babis
Andrej Babis steuert auf einen Sieg bei den Parlamentswahlen zu. Auch Enthüllungen über Steuerbetrug schaden ihm kaum.

Missbrauch von EU-Fördergeldern, großzügige öffentliche Aufträge in die eigene Firma geschleust – und jetzt auch noch die Enthüllungen über den steuerschonenden Kauf von Luxusimmobilien an der französischen Riviera: Für einen amtierenden Regierungschef hat Andrej Babis so einiges an Affären und laufenden Ermittlungen am Hals. Einem Sieg bei den heute und morgen, Samstag, abgehaltenen Parlamentswahlen dürfte all das trotzdem nicht im Wege stehen.

 

Nicht der erste Skandal

Der milliardenschwere Unternehmer und seine populistische Bewegung ANO waren bis zuletzt in Umfragen klar in Führung. „Babis hat schon so viele Skandale gehabt“, gibt sich der Prager Politologe Petr Just bei einer Diskussion des Wiener Donau-Instituts abgeklärt, „und es hat ihm noch nie geschadet, zumindest bei seinen Anhängern nicht“.

"Millionen aus Afghanistan"

Diese Anhänger sind laut Statistik vor allem in Tschechiens ländlichen Gebieten und Kleinstädten zu Hause. Dort hegt und pflegt man die Ängste, die Babis auch in diesem Wahlkampf bedient hat, vor Zuwanderung, Islam und wachsender Kriminalität.

Dass Tschechien gerade von Zuwanderung kaum betroffen ist, nimmt Babis’ Warnungen vor den „Millionen aus Afghanistan“ und Zwangseinquartierungen in den geliebten Schrebergärten seiner Landsleute offensichtlich nicht die Wirkung. „Seine Kampagne hat perfekt mit Ängsten und Emotionen gespielt“, analysiert Aneta Zachova, Journalistin bei der Internet-Plattform Euractiv, „für das junge, liberale, städtische Publikum gibt es in diesem Wahlkampf ohnehin kein attraktives Angebot“.

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