Im Krieg im Weltraum sind Satelliten leichte Ziele
Laserkanonen, Sternenzerstörer, Schlachten im All – diese Bilder erschienen unweigerlich vor Augen, als die NATO in dieser Woche erklärte, sich für den Krieg im Weltraum zu rüsten.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schob dem gleich einen Riegel vor: „Die NATO hat nicht die Absicht, Waffen im Weltraum zu stationieren“, sagte er, als er das Weltall zum Operationsgebiet des Verteidigungsbündnisses erklärte.
Leicht zu zerstören
Das ist auch nicht notwendig, um einen Krieg im All zu führen – denn vor allem geht es um den Schutz der Satelliten, von denen derzeit rund 2.000 um die Erde kreisen. Und diese sind am einfachsten vom Boden aus angreifbar: Ob durch Hackerangriffe oder eigene Raketen – Länder wie China oder Indien haben gezeigt, dass es möglich ist, Satelliten von der Erde aus unschädlich zu machen. Und das hätte erhebliche Folgen, nicht nur auf dem militärischen Sektor: Flugzeuge, Navigationssysteme, Schiffe und vieles mehr verlassen sich auf Satellitensignale. Ohne sie käme es zu massivem Chaos im Alltag.
„Es kann bei Konflikten auf der Erde tatsächlich passieren, dass eine Konfliktpartei auf die Idee kommt, einen gegnerischen Satelliten zu zerstören“, sagt Götz Neuneck vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik zum KURIER. Satelliten sind keine aktiven Waffen, unterstützen jedoch die Streitkräfte am Boden. Jede Armee verlässt sich auf Systeme wie GPS.
Doch wie kann ein Satellit sicher gemacht werden? „Das ginge beispielsweise durch die Abwehr elektromagnetischer Strahlung oder einen verbesserten Schutz der Sensoren“, sagt Neuneck. „Es kam unter anderem der französische Vorschlag, Satelliten mit Lasern auszustatten, die ihrerseits Laserangriffe verhindern sollen, was aber nicht effizient ist.“
Ob solche Technologien Realität werden, hängt laut Neuneck davon ab, inwieweit es zu einem weltweiten Wettrüsten um die Vorherrschaft im All kommen wird. „Nicht zu vergessen – der existierende Vertrag von 1967, wonach keine Waffen im Weltraum stationiert werden dürfen.“
Etwa die Hälfte aller Satelliten im All gehört den USA, zwölf Prozent werden der EU zugerechnet. Doch die Konkurrenz schläft nicht – vor allem China (15 Prozent) und Indien (54 Satelliten) arbeiten unermüdlich an ihren Weltraumprogrammen, auch Russland investiert jährlich fünf Milliarden Dollar in sein Weltraumprogramm.
Satelliten sind vor allem für Informationsgewinnung wichtig: Während es zu politischen Problemen kommen kann, wenn Aufklärungsflugzeuge ein fremdes Land überfliegen, ist es kein Problem, anhand von Satellitenbildern fremdes Terrain auszuspionieren.
Trümmer als Gefahr
Bereits im Kalten Krieg nutzten beide Seiten diese Möglichkeit, um sich von der Erfüllung von Abkommen zu überzeugen. Etwa wenn es um die Stationierung von Atomraketen ging.
Dass die NATO die Beistandspflicht im All einführt, dürfte vor allem der Abschreckung dienen. Neuneck hat ein weiteres Argument gegen den Weltraumkrieg: „Als China 2007 zu Testzwecken einen eigenen Satelliten abschoss, wurden 3.000 Trümmerteile in die Umlaufbahn geschleudert – und die stellen nach wie vor ein großes Risiko dar.“
Bereits ein drei Zentimeter langes Trümmerstück könne massiven Schaden bei Druckkabinen anrichten.
Wettlauf ins All oder „Space Race“ wird der Wettkampf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion bezeichnet der in den 1950er und 1960er Jahren stattfand. Mit der ersten Mondlandung 1969 entschieden die USA den Kampf für sich.
US-Präsident Ronald Reagan trug in den 80er-Jahren mit seiner „Strategic Defense Initiative“ den Kalten Krieg wiederum ins All, allerdings scheiterte das Projekt.
Seit 2010 ist die Rede von einem „neuen Wettlauf zum Mond“, doch auch der Mars gilt als prestigeträchtiges Ziel vieler Nationen.
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