Vor allem in den Armenvierteln, wo die Menschen dicht gedrängt zusammenleben, kennt fast jede Familie einen Fall in der Nähe.
Opposition spricht von "Völkermord"
Im Zentrum der Kritik steht Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro. Ihm wirft die Opposition einen „Völkermord“ vor, weil er die Impfstoffversorgung verschleppte, die Krankheit von Anfang an verharmloste. Zuletzt geriet Bolsonaro ins Kreuzfeuer, weil er die Copa America ins Land holte, die aus Pandemiegründen aus Argentinien und wegen Sozialprotesten in Kolumbien den vorgesehenen Gastgeberländern entzogen wurde. Nun entwickelt sich das Konzept „Brot und Spiele“ zum Rohrkrepierer:
Die Einschaltquoten für die brasilianische Selecao sind schlecht, die Mannschaft war ohnehin nur unter Protest angetreten. Zudem sind schon Dutzende Infektionsfälle im Umfeld der Mannschaften aufgetreten. Kritiker fühlen sich bestätigt.
Eine Gefahr, die Cacique José Urutau, hat kommen sehen. Er lebt in direkter Nachbarschaft zum Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro in einem indigenen Kulturmuseum, das eigentlich für VIP-Parkplätze für WM 2014 und Olympia 2016 abgerissen werden sollte.
Nur einen Steinwurf entfernt soll auch das Finale der Copa America 2021 stattfinden. Seit Jahren hält Urutau hier aus, im Widerstand und für das Museum, das er unbedingt retten will. Die neuerliche Copa America werde trotz der Pandemie und der Versprechen erneut für Menschenansammlungen sorgen. „Egal was sie sagen, es kommen immer Menschen hierher und wollen die Spieler sehen.“
Am Wochenende gingen in 180 brasilianischen Städten Hunderttausende Menschen auf die Straße und demonstrierten gegen den Präsidenten. „Fora Bolsonaro“ heißt das Motto.
Allerdings war das Konzept umstritten, denn auch hier kam es zu Menschenansammlungen. Zwar achteten die Demo-Organisatoren darauf, dass während der Märsche Masken getragen wurden, doch was auf der An- und Abreise passiert, war schlichtweg nicht zu kontrollieren.
Doch es geht nicht nur um die gescheiterte Corona-Politik Bolsonaros. Das Land erlebt in Folge der Wirtschaftskrise eine Hungerwelle, die Abholzung im Amazonas bleibt auf anhaltend hohem Niveau. Gründe, die am Wochenende in ganz Brasilien Hunderttausende Menschen auf die Straßen brachte und so etwas wie der Auftakt zum Straßenwahlkampf wurde. Im kommenden Jahr will Bolsonaro wiedergewählt werden. Dazu braucht er dringend Erfolge: Bei der Copa America ebenso wie bei der Wiederbelebung der Wirtschaft. Davon ist Brasilien allerdings heute ein gutes Stück weit entfernt.
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